Sie ist ein „Geschenk Gottes an unsere Zeit”, eine große Mystikerin, Meisterin des geistigen Lebens, eine Prophetin, die an die biblische Wahrheit von der erbarmenden Liebe Gottes zu jedem Menschen erinnert und dazu aufruft, sie durch das Zeugnis des Lebens, durch Tat, Wort und Gebet zu verkünden.
Apostelin der Barmherzigkeit Gottes, Sekretärin des Barmherzigen Jesus, Prophetin unserer Zeit, große Mystikerin, Meisterin des geistigen Lebens – das sind die Titel, die im Zusammenhang mit dem Namen der hl. Schwester Faustina Kowalska aus der Kongregation der Muttergottes der Barmherzigkeit am häufigsten genannt werden. Sie gehört zu den bekanntesten und am meisten geliebten Heiligen in der Kirchengeschichte.
Sie wurde am 25. August 1905 als drittes von zehn Kindern in der Familie von Marianna und Stanisław Kowalski, Bauersleuten aus dem Dorf Głogowiec, geboren. Bei der heiligen Taufe in der Pfarrkirche in Świnice Warckie erhielt sie den Namen Helena. Im neunten Lebensjahr empfing sie die erste heilige Kommunion. Die Schule besuchte sie nur knappe drei Jahre und als junges Mädchen verließ sie ihr Elternhaus, um im Dienste bei wohlhabenden Familien in Aleksandrów Łódzki und Łódź für ihren eigenen Unterhalt zu verdienen und um ihren Eltern zu helfen.
Die Stimme der Berufung vernahm sie in ihrer Seele bereits seit dem siebten Lebensjahr, aber ihre Eltern stimmten dem Eintritt in ein Kloster nicht zu. Unter dem Eindruck einer Vision des Leidenden Christus fuhr sie im Juli 1924 nach Warschau, um dort einen Platz in einem Kloster zu suchen. Ein Jahr arbeitete sie noch als Haushaltshilfe, um für eine bescheidene Aussteuer das Geld zu verdienen. Am 1. August 1925 trat sie in die Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit in Warschau in der Żytnia-Straße ein.
Im Kloster verbrachte sie als Schwester Maria Faustina dreizehn Jahre, in denen sie als Köchin, Gärtnerin und Pförtnerin in vielen Häusern der Kongregation tätig war, am längsten in Krakau, Warschau, Płock und Wilna.
Sie litt unter Lungenund Darmtuberkulose, deshalb verbrachte sie länger als 8 Monate im Krankenhaus in Krakau-Prądnik. Größere Leiden, als die die Tuberkulose verursachte, litt sie als freiwilliges Opfer für die Sünder und als Apostelin der Barmherzigkeit Gottes. Die Jahre ihres Ordenslebens waren von außergewöhnlichen Gnaden erfüllt: von Erscheinungen, Visionen, verborgenen Stigmata, der Teilnahme an der Passion Christi, der Gabe der Bilokation, dem Lesen in den menschlichen Seelen, Prophezeiung und der Gabe der mystischen Verlobung und Vermählung.
Die fundamentale Aufgabe der Schwester Faustina bestand nämlich darin, der Kirche und der Welt die Botschaft der Barmherzigkeit zu übermitteln, die an die biblische Wahrheit von der erbarmenden Liebe Gottes zu jedem Menschen erinnert und dazu aufruft, Ihm das eigene Leben anzuvertrauen und tätige Nächstenliebe zu üben. Jesus zeigte ihr nicht nur die Tiefe Seiner Barmherzigkeit, sondern übermittelte ihr auch neue Kult- formen: das Bild mit der Unterschrift Jesus, ich vertraue auf Dich, das Fest der Barmherzigkeit, den Rosenkranz zur Barmherzigkeit Gottes und das Gebet im Augenblick Seines Sterbens am Kreuz, die sog. Stunde der Barmherzigkeit. An jede von ihnen, und auch an die Verkündung der Botschaft der Barmherzigkeit durch das Zeugnis des Lebens, durch Tat, Wort und Gebet, knüpfte Jesus große Versprechen, unter der Bedingung, dass sich der Mensch um eine Haltung des Vertrauens zu Gott, also die Erfüllung Seines Willens, und Barmherzigkeit gegenüber den Nächsten bemüht.
Schwester Faustina starb im Kloster in Krakau-Łagiewniki am 5. Oktober 1938 im Alter von nur 33 Jahren. Die aus der mystischen Erfahrung und dem Charisma der Schwester Faustina entstandene Apostolische Bewegung der Barmherzigkeit Gottes führt ihre Sendung weiter und bringt der Welt die Botschaft der Barmherzigkeit durch das Zeugnis des Lebens, durch Tat, Wort und Gebet. Am 18. April 1993 wurde sie auf dem Petersplatz in Rom von Papst Johannes Paul II. selig und am 30. April 2000 heilig gesprochen. Ihre Reliquien ruhen im Heiligtum der Barmherzigkeit Gottes in Krakau-Łagiewniki.
Der Heilige Vater Johannes Paul II. schrieb in seinem Buch „Erinnerung und Identität”, dass im Zeitalter der großen totalitären Systeme Schwester Faustina zur Fürsprecherin der Botschaft wurde, dass die Wahrheit von der Barmherzigkeit Gottes die einzige Kraft ist, die ihr Übel auszugleichen vermag. Ihr „Tagebuch” nannte er ein „in der Perspektive des 20. Jahrhunderts geschriebenes Evangelium”,das es den Menschen ermöglichte, die äußerst schmerzvollen Erfahrungen dieser Zeiten zu ertragen. Diese Botschaft – sagte der Heilige Vater Benedikt XVI. – ist tatsächlich die Hauptsendung unserer Zeit: die Barmherzigkeit als göttliche Kraft, als göttliche Grenze für das Böse der ganzen Welt.
1. Ein gesegnetes Kind
Stanisław Kowalski und Marianna Babel hatten in Dąbie am Ner geheiratet. Nach der Hochzeit kauften sie einige Morgen Land im Dorf Głogowiec, weit entfernt von den Handelsstraßen und Städten. Nach kurzer Zeit entstand hier auch das einstöckige Haus der Familie Kowalski mit den Wirtschaftsgebäuden. In der Pfarrkirche des hl. Kazimierz (Kasimir) wurden alle Kinder der Familie Kowalski getauft, hier gingen sie zur Erstkommunion und nahmen an den Sonn- und Feiertagen an der heiligen Messe teil. Am 27. August 1905 notierte Pfarrer Józef Chodyński in den Kirchenbüchern Folgendes: Es trug sich zu in Świnice Warckie am 27. August 1905 in der ersten Mittagsstunde. Es erschien Stanisław Kowalski – Landwirt, 45 Jahre, in Anwesenheit von Franciszek Bednarek und Józef Stasiak, Landwirten aus Głogowiec, und sie zeigten uns ein Kind weiblichen Geschlechts, geboren im Dorf Głogowiec am 25. August 1905, um acht Uhr morgens, von seiner Ehefrau Marianna, geb. Babel, 35 Jahre alt. Das Kind erhielt bei der heiligen Taufe, die am heutigen Tage vorgenommen wurde, den Vornamen Helena, und die Taufpaten waren Konstanty Bednarek und Marianna Szewczyk (Szczepaniak).
Das Leben im Haus der Familie Kowalski verlief ruhig und war zuerst von Gebet und dann von Arbeit bestimmt, nicht umgekehrt. An der ersten Stelle kam Gott, und das nicht nur am Sonntag oder bei Familienfeiern, sondern jeden Tag. Der Vater sang vom frühen Morgen an „Godzinki” (Lieder zu Ehren der Muttergottes) oder andere religiöse Lieder, und wenn er von der Mutter ermahnt wurde, dass er die Kinder aufwecke, antwortete er: Sie müssen von klein auf lernen, dass Gott am wichtigsten ist. An den Wänden hingen religiöse Bilder, und im Mittelpunkt der Schlafstube befand sich ein kleiner Altar, auf dem ein kleines Kreuzbild aus Metall und zwei Fayencefiguren standen: das Allerheiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens. Am Abend knieten alle zum gemeinsamen Gebet nieder, im Mai sangen sie bei der Kapelle vor dem Haus die „Lauretanische Litanei” und im Oktober beteten sie den Rosenkranz. Sonntagnachmittags holte der Vater aus der kleinen Hausbibliothek die Lebensgeschichten der Heiligen hervor, die gemeinsam gelesen wurden.
Der Vater verdiente neben der Arbeit in der Landwirtschaft in seiner Werkstatt als Tischler. Er verlangte viel von sich und den Kindern und ließ nicht einmal kleine Verfehlungen durchgehen. Die Mutter beschäftigte sich mit dem Haushalt und der Erziehung der Kinder. Von frühester Kindheit an brachte sie ihnen mit der ihr eigenen Milde die Haus- und Feldarbeit bei und lehrte sie für die Erfüllung der übertragenen Pflichten die Verantwortung zu tragen. Obwohl sie nicht lesen konnte, war sie es, die die Kinder die Glaubenswahrheiten und die Moralbegriffe lehrte und sie auf die Erstkommunion vorbereitete.
In einer solchen Atmosphäre des Elternhauses wuchs die kleine Helena auf, die vor Zeiten von Gott zur Prophetin unserer Zeit auserwählt wurde. Etwas zeichnete sie jedoch unter ihren Geschwistern und Altersgenossen im Dorf aus. Die Mutter bemerkte, dass sie sehr gern betete, ja sogar nachts aufstand und zum Gebet niederkniete. Als sie versuchte, diesen Gebetseifer zu zügeln, indem sie zu ihrem Kind sagte: Du wirst noch wahnsinnig werden, wenn du nicht schläfst, sondern so aufspringst, antwortete die kleine Helena: Mama, da weckt mich wohl der Schutzengel, so dass ich nicht schlafen, sondern beten soll.
Im Alter von sieben Jahren erfuhr sie zum ersten Mal auf spürbare Art und Weise die Liebe Gottes. Als Jesus während der Vesperandacht in der Monstranz ausgesetzt war – erinnerte sie sich nach Jahren – erfuhr ich zum ersten Mal die Liebe Gottes. Sie füllte mein kindliches Herz, und der Herr ließ mich Dinge Gottes verstehen (TB 1404). Sie bereitete sich also mit großer Ergriffenheit auf die erste heilige Kommunion vor, die ihr während einer Feierlichkeit in der Pfarrkirche Priester Roman Pawłowski spendete und kehrte im Bewusstsein der Gegen- wart des göttlichen Gastes in ihrer Seele nach Hause zurück. Als sie von einer Nachbarin gefragt wurde, warum sie nicht zusammen mit ihren Kameradinnen gehe, sondern allein, antwortete sie: Ich gehe nicht allein, ich gehe mit Jesus. Diese Empfindsamkeit für die Gegenwart des lebendigen Gottes in der Seele zeichnete sie bereits in ihrer Kindheit aus und wuchs ihr ganzes Leben lang, ähnlich wie die Empfindsamkeit für die Nöte des Mitmenschen.
Schon als kleines Mädchen zeichnete sie sich durch eine „Phantasie des Erbarmens” aus. Sie bemerkte um sich herum arme und Not leidende Menschen, die ins Dorf kamen und um ein Stückchen Brot und ein Opfer baten. Sie sah sie nicht nur, sondern dachte auch darüber nach, auf welche Weise man ihnen helfen konnte. Eines Tages organisierte sie eine Pfänderlotterie, ein anderes Mal zog sie alte Sachen ihrer Mutter an und ging als Bettlerin verkleidet von Haus zu Haus, um das gesammelte Geld dem Pfarrer für die Armen zu geben. Alle liebten sie – erinnerte sich ihre Mutter – sie war auserwählt und das beste von den Kindern. Demütig und still, willig zu jeder Arbeit und bereit, allen zu helfen, gleichzeitig fröhlich und immer mit einem Lächeln im Gesicht.
Die Güte der kleinen Helena, ihre Empfindsamkeit für Gott und die Menschen sowie den großen Gehorsam bemerkten nicht nur ihre Eltern. Ihr habt ein gutes, demütiges Kind und so unschuldig – wurde Helena von der Nachbarin Marianna Berezińska gelobt. – Ach, die Kowalska, die hat ein auserwähltes Kind – erzählte sie im Dorf. Auch die Geschwister und Altersgenossen sahen an der kleinen Helena jemanden, der anders dachte, die Dorffeste mied, das Gebet und Bücher über Heilige liebte. Von klein auf hatte sie die Neigung, uns über Heilige, Pilger und Einsiedler zu erzählen, die nur Wurzeln, Beeren und Waldhonig aßen – erinnerte sich ihr Bruder Stanisław. Wenn sie dem Vater eine Freude machen wollte, nahm sie aus der bescheidenen Hausbibliothek die Heiligenleben oder andere fromme Bücher und las sie laut vor. Das Schicksal der Einsiedler und Missionare, das sie auf diese Weise kennen lernte, prägte sie sich so ein, dass sie die in Erinnerung behaltenen Geschichten am nächsten Tag beim Hüten des Viehs uns und anderen wortwörtlich weitererzählen konnte. Sie sagte uns Kindern, dass sie ins Kloster gehen werde, wenn sie erwachsen sei, und wir lachten darüber. Wir verstanden sie nicht.
Im Jahre 1917, nach der Befreiung dieser Gebiete von der russischen Teilungsmacht, wurde in Świnice Warckie ein Grundschulunterricht eingeführt. Helena kam auch in die Schule. Lesen konnte sie bereits, denn der Vater hatte es ihr beigebracht, aber in der Schule bot sich ihr die Gelegenheit, etwas mehr zu erfahren. Da sie begabt war, eignete sie sich das Wissen ohne Schwierigkeiten an, aber nach knapp drei Jahren musste sie die Schule verlassen, um jüngeren Kindern Platz zu machen. Weil es zu Hause bescheiden zuging, folgte sie dem Beispiel der älteren Schwestern und trat bei wohlhabenden Familien in Dienst.
2. Eine ungewöhnliche Helligkeit
In ihrem sechzehnten Lebensjahr nahm Helena zum ersten Mal Abschied von ihren Eltern und Geschwistern und verließ das Elternhaus. Sie fuhr nach Aleksandrów Łódzki, wo die Eheleute Leokadia und Kazimierz Bryszewski, Verwandte eines Bekannten aus dem benachbarten Rogowo, Marcin Ługowski, in der Parzęczewskiej-Straße (heute 1 Maja-Straße 7) eine Bäckerei und einen Laden besaßen und jemanden brauchten, der ihnen im Haushalt half und sich um ihren einzigen Sohn Zenek kümmerte. Mama bediente im Laden die Kunden – erinnerte er sich nach Jahren – und Helena putzte, half beim Kochen, musste abwaschen, den Müll wegbringen und Wasser holen, denn Wasserleitungen gab es nicht. Sie gab auch den Angestellten der Bäckerei, die bei den Eltern freie Kost hatten, das Essen. Und wenn es die Zeit erlaubte, dann spielte sie mit mir. Sie muss sehr viel Arbeit gehabt haben, denn es gab im Haus vier Stuben, das Geschäft und die Bäckerei.
Eines Tages sah Helena dort eine große Helligkeit. Da sie ein nüchtern denkender Mensch war, meinte sie, es gäbe einen Brand und machte ein großes Geschrei, als die Bäcker gerade das Brot in den Ofen schoben. Das Ganze erwies sich aber als Fehlalarm. Nach diesem Ereignis kehrte sie nach Głogowiec zurück, um die Eltern um Erlaubnis zu bitten, in ein Kloster eintreten zu dürfen. Obwohl die Kowalskis sehr gottesfürchtig waren, wollten sie ihr bestes Kind nicht hergeben und verweigerten ihr Einverständnis, indem sie sich damit herausredeten, kein Geld für eine Aussteuer zu haben. Helena kehrte also in den Dienst zurück, dieses Mal nach Łódź. Zuerst wohnte sie bei ihrem Onkel, Michał Rapacki, in der Krośnieńska-Straße 9 und arbeitete bei drei Terziarinnen des Franziskanerordens. Als sie diese Arbeit aufnahm, erbat sie sich Zeit für die tägliche heilige Messe und für Besuche bei den Kranken und Sterbenden aus und sicherte sich die Möglichkeit, deren Beichtvater in Anspruch nehmen zu dürfen.
Am 2. Februar 1923 meldete sie sich mit dem Angebot eines Arbeit- svermittlers in der Wohnung der Inhaberin des Lebensmittelladens in der Abramowskiego-Straße 23, Marcjanna Sadowska, die Hilfe bei der Betreuung ihrer drei Kinder brauchte. Wenn ich von zu Hause wegfuhr – erinnerte sich Frau Sadowska nach Jahren an ihr Dienstmädchen – war ich ruhig, denn sie wirtschaftete im Haushalt besser als ich. Lieb, freundlich, arbeitsam. Ich kann nichts gegen sie sagen, denn sie war fast zu gut. So gut, dass es keine Worte dafür gibt. Sie kümmerte sich nicht nur um die Kinder ihrer Arbeitgeberin, sondern auch um die Notleidenden, an denen es damals nicht mangelte. In dem Mietshaus, in dem sie wohnte, lebte in der Kammer unter der Treppe ein kranker Mann. Helena kümmerte sich nicht nur darum, ihm etwas zu essen zu geben und ihm in seiner Not behilflich zu sein, sondern sorgte sich, indem sie den Priester holte, auch um sein Seelenheil.
Als sie 18 Jahre alt wurde, bat sie ihre Eltern nochmals um ihr Zustimmung, ins Kloster eintreten zu dürfen und erhielt wieder eine abschlägige Antwort. Nach dieser Absage – notierte sie im Tagebuch – gab ich mich der Eitelkeit des Lebens hin, ohne die Stimme der Gnade zu beachten – obgleich meine Seele in nichts Zufriedenheit fand. Die unaufhörlichen Gnadenrufe waren für mich eine große Qual, die ich mit Zerstreuungen zu übertönen suchte (TB 8). Sie schlug daher auch die Einladung zu einem Tanzvergnügen im Wenecja-Park nicht aus. Im Moment, als ich zu tanzen anfing – schrieb sie in ihrem Tagebuch – erblickte ich neben mir Jesus; den geschundenen, entblößten Jesus, ganz mit Wunden bedeckt, der zu mir die Worte sprach: „Wie lange soll Ich dich ertragen, und wie lange wirst du Mich hinhalten?” (TB 9). Unter dem Vorwand von Kopfschmerzen verließ sie schnell die Gesellschaft und ging in die nächste Kirche: in die Kathedrale des hl. Stanisław Kostka. Dort warf sie sich mit ausgestreckten Armen vor dem Allerheiligsten Sakrament nieder und bat den Herrn, ihr zu sagen, was sie nun tun solle. Fahre sofort nach Warschau, dort wirst du ins Kloster eintreten – bekam sie zur Antwort. Ohne noch nach der Zustimmung ihrer Eltern zu fragen, packte sie ihre Sachen und fuhr in die Hauptstadt.
Der Pfarrer der Pfarrkirche des Hl. Jakobus in Warschau war Jakub Dąbrowski. Er schickte sie, nachdem er sich ihre Geschichte angehört hatte, mit einem entsprechenden Empfehlungskärtchen, dass er das Mädchen nicht kenne, jedoch ein gutes Gelingen wünsche zu seinen Bekannten, Aldona und Samuel Lipszyc in Ostrówek, Gemeinde Klembów, die ein Kindermädchen suchten. Dort fand Helena einen Zufluchtsort, von dem aus sie sich auf die Suche nach einem Kloster machte, und als sie ein solches gefunden hatte, blieb sie dort noch ein Jahr, um sich das Geld für eine bescheidene Ordensaussteuer zu verdienen. Ich erinnere mich an ihr herzhaftes, frohes Lachen – erinnerte sich Aldona Lipszyc nach Jahren – Sie sang viel und für mich verbindet sich ihre Person mit dem Lied, das sie meistens sang und das ich von ihr lernte: „Den verborgenen Jesus soll ich im Sakrament verehren…”.
Bei dem Ehepaar Lipszyc war Helena kein fremder Mensch, sondern quasi ein Familienmitglied. Alle liebten und achteten sie, denn sie war fleißig, fröhlich und verstand mit Kindern umgehen, mit einem Wort: sie erfüllte alle Voraussetzungen, um eine gute Ehefrau und Mutter zu werden. Deshalb dachte Frau Lipszyc an eine Heirat. Die junge Helena spürte jedoch, dass sie ein so großes Herz hatte, das keine menschliche Liebe es befriedigen konnte, nur Gott selbst. Es war in der Fronleichnamsoktav. Gott erfüllte meine Seele mit innerem Licht, um Ihn tiefer zu erkennen als höchstes Gut und Schönheit – beschrieb die junge Helena das wichtigste Ereignis während ihres Aufenthalts in Ostrówek in ihrem Tagebuch – Ich erkannte, wie sehr mich Gott liebt. Ewig währt Seine Liebe zu mir. Es war zur Zeit der Vesperandacht – in einfachen Worten, die mir aus dem Herzen flossen, legte ich vor Gott das Gelübde der ewigen Keuschheit ab. Von da an fühlte ich eine innigere Verbundenheit mit Gott, meinem Bräutigam. Von da an richtete ich eine kleine Zelle in meinem Herzen ein, in der ich mich immer mit Jesus aufhielt (TB 16).
3. „Hierher habe Ich dich berufen”
Von Ostrówek aus fuhr sie nach Warschau, um dort einen Platz in einem Kloster zu suchen. Aber überall, wo sie an die Pforte klopfte, wurde ihr die Aufnahme verweigert. Schließlich erschien sie im Kloster der Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit. Unscheinbar, im Alter ein bisschen verspätet, von ziemlich schwacher Statur, ein Dienstmädchen, von Beruf Köchin, und dabei nicht nur keine Mitgift, sondern nicht einmal die geringste Aussteuer. Nichts Außergewöhnliches, ach, da hat sich so ein elendes Ding gemeldet, schwächlich, arm, ohne Ausdruck, das nichts verspricht – berichtete M. Małgorzata Gimbutt nach einer ersten Musterung der Kandidatin der Generaloberin M. Leonarda Cielecka, die nur ungern Personen aus diesem Milieu in die Kongregation aufnahm. Die bei diesem Bericht anwesende Oberin des Warschauer Hauses, M. Michaela Moraczewska, schlug vor, persönlich mit der Kandidatin zu sprechen. Durch die angelehnte Tür zum Sprechzimmer erblickte sie ein bescheidenes Mädchen, und als sie ihr etwas vernachlässigtes Äußeres sah, hatte sie anfänglich vor, sie abzulehnen, aber sie dachte sich, dass es die Nächstenliebe gebiete, zuerst ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Damals bemerkte sie, dass die Kandidatin einen sehr vorteilhaften Eindruck machte und bekam Lust, sie aufzunehmen, empfahl ihr aber, den Herrn des Hauses zu fragen, ob Er sie aufnehme. Helena wusste, dass sie in die Kapelle gehen sollte. Während des Gebets hörte sie folgende Worte: Ich nehme dich auf, du bist in Meinem Herzen (TB 14). Als sie ins Sprechzimmer zurückkehrte, teilte sie diese Worte der Oberin mit, und die antwortete: Wenn der Herr dich aufnahm, nehme auch ich dich auf. Ein Hindernis für Helenas sofortigen Eintritt ins Kloster war jedoch ihre Armut, deshalb riet ihr die Oberin, noch in Dienst zu bleiben und für eine bescheidene Aussteuer zu arbeiten und sich in dieser Zeit noch mehr in der Berufung zu festigen.
Am 1. August 1925, an der Vigil der Muttergottes von den Engeln, kam der ersehnte Augenblick, in dem Helena Kowalska die Schwelle der Ordensklausur überschritt. Ich war überglücklich – schrieb sie im Tagebuch – ich hatte den Eindruck, ins Paradiesleben eingetreten zu sein. Ein einziges Dankgebet entrang sich meinem Herzen (TB 14). Aber schon nach drei Wochen bemerkte sie, dass es in diesem Kloster wenig Zeit für das Gebet gab, deshalb wollte sie in einen „strengeren Orden” überwechseln. Am Abend, als sie in ihrer Zelle mit ausgestreckten Armen auf dem Boden liegend betete, sah sie das gemarterte Antlitz Jesu und fragte: „Wer hat Dir solchen Schmerz bereitet?” – „Du bereitest Mir solchen Schmerz, – antwortete Jesus – wenn du aus diesem Orden weggehst. Hierher habe Ich dich berufen, nicht woanders, und habe für dich viele Gnaden bereitet.” (TB 19). Sie bat Jesus um Vergebung und änderte sofort den gefassten Beschluss.
Schon nach einigen Wochen, die sie im Kloster verbracht hatte, schickte die Oberin die Postulantin Helena zusammen mit zwei Schwestern in das bei Warschau gelegene Skolimów. Dort sollte ihre Gesundheit wiederhergestellt werden, die nicht nur durch das ziemlich streng praktizierte Fasten zu Hause und im Dienst angegriffen war, sondern auch durch die geistigen Erlebnisse, die unter anderem mit dem neuen Lebensstil im Kloster zusammenhingen. In Skolimów fragte sie Jesus, für wen sie beten solle. Die Antwort war eine Vision des Fegefeuers, die sie erkennen ließ, dass das größte Leiden der Seelen, die sich an diesem nebeligen, mit Feuer gefüllten Ort aufhalten, die Sehnsucht nach Gott ist. In der Tiefe ihrer Seele vernahm sie die Worte: Meine Barmherzigkeit will das nicht, aber die Gerechtigkeit befiehlt es (TB 20). Von diesem Moment an betete Helena inständiger für die Seelen, die im Fegefeuer leiden, um ihnen zu Hilfe zu kommen, und Gott erlaubte ihr einen engeren Umgang mit ihnen.
Die Meisterin des Postulats, des ersten Abschnitts im Ordensleben, war damals M. Janina Olga Bartkiewicz, die den jungen Postulantinnen, die sich auf das Ordensleben vorbereiteten, viel Herz zeigte, gleichzeitig aber war sie ihnen gegenüber anspruchsvoll und führte sie mit harter Hand. Über Helena sagte sie, dass sie ein besonderes inneres Leben habe und ein Seelchen sein müsse, das Jesus lieb sei. Schwester Szymona Nalewajk, die mit Helena zusammen im Postulat war, bewunderte Helena dafür, dass sie alle Rügen und Erniedrigungen demütig annahm, ohne Diskussion. Ich war erstaunt – schrieb sie in ihrer Erinnerung – dass eine angehende Postulantin so viel Beherrschung und Güte besaß. Ein solches Verhalten diktierten ihr der lebendige Glaube und die Sorge darum, sich Jesus anzugleichen, der dem himmlischen Vater sogar am Kreuz vertraute, der im ganzen Leben von stiller Demut war und alle Menschen mit geduldiger, verständnisvoller und unsagbar opferbereiter Liebe liebte.
Die letzten Monate des Postulats verbrachte Helena im Novizenhaus in Krakau, wohin sie am 23. Januar 1926 fuhr. Novizenmeisterin war damals M. Małgorzata Gimbutt, die, still und demütig, stets ins Gebet versunken, eifrig Abtötungen praktizierte und die ihr anvertrauten jungen Schwestern vor allem am Beispiel ihres eigenen Lebens erzog. Sie war es, die die junge Helena auf die Einkleidung vorbereitete und sie in den ersten Monaten des Noviziats anleitete.
4. „Ab heute wirst du Schwester Maria Faustina heißen”
Ab heute wirst du nicht mehr deinen Taufnamen tragen, sondern Schwestern Maria Faustina heißen – diese Worte hörte Helena am 30. April 1926 während der Zeremonie der Einkleidung. Während der Einkleidung wurde die junge Helena zweimal ohnmächtig. Schwester Klemensa Buczek, die ihr half, das weiße Kleid und den Schleier ab- und das Ordensgewand anzulegen, meinte, dass diese Ohnmacht darauf zurückzuführen sei, dass sie der Welt entsagte. Dabei war es – wie sich erwies – dass Gott ihr zu erkennen gab, wie viel sie leiden würde. Sie sah klar, wozu sie sich verp- flichtete. Dieses Leiden dauerte eine Minute, dann überschüttete Gott ihre Seele mit großen Tröstungen.
Nachdem Schwester Faustina knapp zwei Monate im Noviziat verbracht hatte, wurde die Stelle der Meisterin neu besetzt (20. Juni 1926): M. Małgorzata Gimbutt wurde durch M. Józefa Brzoza ersetzt, die auf die Erfüllung dieser Pflicht in Laval vorbereitet worden war. Dort hatte die Gründerin der Kongregation, M. Teresa Ewa Potocka, eine geborene Fürstin Sułkowska, die Vorbilder für das Ordensleben und die apostolische Arbeit in Polen gefunden. Das gründliche Wissen und die persönliche Erfahrung der Meisterin bewirkten, dass sie die Novizinnen sicher ins geistige Leben einführte, indem sie sie eine tiefere Erkenntnis Gottes, Gebet und die entsprechende Askese lehrte, damit ihre Frömmigkeit nicht gefühlsmäßig und „weich” war, sondern rechtschaffen und durch Gehorsam, Demut, opferbereite Nächstenliebe und Eifer bei der Rettung der Seelen, die der apostolischen Obhut der Kongregation anvertraut waren, zu einer immer vollkommeneren Vereinigung mit Gott führte. Schwester Faustina machte sich die Lehren der Meisterin eifrig zu Nutze und erfüllte die anvertrauten Pflichten genau. Im Noviziat waren wir ein Jahr zusammen – erinnerte sich Sr. Krescencja Bogdanik, die vor ihr eingetreten war – und ich sah damals, dass Schwester Faustina ihre Pflichten sehr eifrig erfüllte. Als ältere Novizin war ich ihre Betreuerin (ihr „Engel” im Orden). Ich hatte sie in die Lebensweise des Ordens einzuführen und bewunderte sie, dass sie alles schnell begriff. Man musste ihr nichts zweimal sagen, wie es bei anderen Novizinnen der Fall ist. Immer war dabei eine kindliche Freude in ihrem Gesicht zu sehen. In dieser Zeit sprach Schwester Faustina häufig von der Barmherzigkeit Gottes – erinnert sich Sr. Szymona Nalewajk – ich wiederum unterstrich, um ihr zu widersprechen, die Gerechtigkeit Gottes. Sie besiegte mich immer mit ihren Argumenten. Die Mitschwestern nannten sie scherzhaft „Rechtsgelehrte”, denn sie wusste das Gespräch auf die Wahrheiten Gottes zu bringen. Sie mochten sie, daher umringten sie sie in der Pause, und jede wollte ihr nahe sein, denn ihre Gedanken und Gespräche bezogen sich auf Gott, und bei alledem war sie fröhlich.
Diese Freude erlosch etwas gegen Ende des ersten Noviziatsjahres, als in ihrem Leben eine Zeit sehr schmerzhafter geistiger Erfahrungen begann, die als passive Nächte bezeichnet werden. Am Ende des ersten Noviziatsjahres – notierte sie im Tagebuch – begann es in meiner Seele finster zu werden. Im Gebet spürte ich keinen Trost, die Betrachtung kostete mich viel Anstrengung. Angst begann mich zu umfangen. Ich ging tiefer in mich und sah nichts außer großem Elend. Zugleich sah ich deutlich die große Hellig- keit Gottes. Ich wagte nicht, meine Augen zu Ihm zu erheben, sondern warf mich in den Staub zu Seinen Füßen und flehte um Barmherzigkeit. Was immer ich las, war für mich unverständlich, betrachten konnte ich nicht. Ich hatte den Eindruck, dass mein Gebet Gott unangenehm sei. Wenn ich zu den Sakramenten ging, meinte ich, Gott damit noch mehr zu beleidigen. Mein Beichtvater gestattete mir jedoch nicht, auch nur eine hl. Kommunion auszulassen. Sonderbar wirkt Gott in meiner Seele. Ich verstand ganz und gar nicht, was der Beichtvater zu mir sagte. Einfache Glaubenswahrheiten wurden mir unbegreiflich, meine Seele quälte sich, nirgendwo Frieden findend. Plötzlich kam mir der feste Gedanke, ich sei von Gott verstoßen. Dieser furchtbare Gedanke durchbohrte meine ganze Seele. In diesem Leiden begann die Agonie meiner Seele. Ich wollte sterben, konnte jedoch nicht (TB 23).
In diesen sehr schmerzhaften Erfahrungen fand Schwester Faustina nicht nur bei ihrem Beichtvater Hilfe, sondern vor allem bei ihrer Novizenmeisterin, die nicht nur den Seelenzustand ihrer Novizin völlig richtig erkannte, was keineswegs leicht war, sondern auch die entsprechenden Mittel anwendete. Sie empfahl, statt langer Gebete, die größere Sammlung und Engagement erforderten, Stoßgebete zu sprechen und sich auf diese Weise dem Willen Gottes zu ergeben. Sie erklärte, dass Gott immer Vater ist, auch wenn Er heimsucht, und dass diese Prüfungen ihre Seele auf eine engere Vereinigung mit Ihm vorbereiten sollen.
In diesen dunklen Nächten des Geistes gab es Augenblicke der Erleuchtung und der Freude, wenn Gott sie Seine Liebe spüren ließ oder wenn die Muttergottes zu Hilfe kam. Ein solcher Moment war auch das feierliche Ablegen der ersten Ordensgelübde, das am 30. April 1928 von Bischof Stanisław Rospond geleitet wurde. Aus diesem Anlass kamen auch die Eltern von Schwester Faustina ins Kloster in Krakau-Łagiewniki. Es war ihre erste Begegnung seit vielen Jahren. Sie trafen sie sehr fröhlich und glücklich an. Siehst du, Papa – sagte sie zum Vater, der sich so energisch ihrem Eintritt ins Kloster widersetzt hatte – Der, dem ich Treue gelobt habe, ist mein Mann und dein Schwiegersohn. Dieses Argument und das Glück ihres Kindes überzeugten die Eltern, und von dieser Zeit an waren sie mit ihrem Leben im Kloster einverstanden.
Nach dem Ablegen der ersten Gelübde blieb Schwester Faustina einige Monate lang in Krakau. Im Oktober 1928 fand in der Kongregation ein Generalkapitel statt, bei dem das Amt der Generaloberin M. Michaela Olga Moraczewska anvertraut wurde. Sie war gebildet (sie hatte die Musik- hochschule absolviert und beherrschte einige Sprachen) und großherzig (sie brachte ihr Leben als Opfer für die Rettung der Seelen dar); 18 Jahre lang leitete sie das geistige und apostolische Leben der gesamten Kongregation, deren Ruder sie nach den Offenbarungen, die Schwester Faustina hatte, in die Hände Marias, der Mutter der Barmherzigkeit, legte, denn sie war ja die himmlische Generaloberin. Sie erfreute sich bei Schwester Faustina ungeheuren Vertrauens und war für sie bei der Verwirklichung ihrer Berufung eine große Hilfe, die ihr die Vorhersehung zur Ergründung ihrer prophetischen Sendung geschickt hatte.
In den ersten Jahren des Juniorats, also nach den ersten Ordensgelübden, arbeitete Schwester Faustina in vielen Häusern der Kongregation. Anfangs war sie in Warschau, in der Żytnia-Straße, 1929 reiste sie nach Wilna, um Sr. Petronela Basiura zu ersetzen, die zur dritten Probation fuhr, danach kehrte sie in die Żytnia-Straße in Warschau zurück, um sie wiederum zu verlassen und um sich in das neu entstehende Haus der Kongregation in Grochów in der Hetmańska-Straße zu begeben. Im selben Jahr reiste sie noch nach Kiekrz bei Posen, um die kranke Sr. Modesta Rzeczkowska in der Küche zu vertreten. Im Dezember desselben Jahres kehrte sie wieder nach Warschau in die Żytnia-Straße zurück, aber nicht für lange. Die Umstände fügten sich so – erklärte die Generaloberin, M. Michaela Moraczewska, die häufigen Versetzungen – dass man Schwester Faustina oftmals an immer andere Stellen versetzen musste, so dass sie fast in jedem Haus der Kongregation arbeitete. Und so wurde sie, nach einem kurzen Aufenthalt in Warschau, in der Żytnia-Straße, und in Grochów wieder nach Płock versetzt, und von dort aus für kurze Zeit nach Biała, das eine landwirtschaftliche Außenstelle des Hauses in Płock ist. Ihre Hauptaufgabe in Płock war, bis zum Zeitpunkt ihrer dritten Probation, die Arbeit im Laden beim Verkaufen von Gebäck aus der örtlichen Bäckerei.
5. „Male ein Bild”
Und eben im Kloster in Płock, in das Schwester Faustina im Mai oder Juni 1930 kam, beginnt ihre große prophetische Sendung. Es war ein Sonntag, der 22. Februar 1931. Am Abend, als sie in ihre Zelle zurückkehrte, sah sie Jesus in einem weißen Gewand. Die rechte Hand hatte Er zum Segnen erhoben, und die linke berührte das Gewand auf der Brust, von der zwei Strahlen ausgingen: ein roter und einer blasser. Nach einer Weile sprach Jesus zu ihr: „Male ein Bild, nach dem, das du siehst, mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich. Ich wünsche, dass dieses Bild verehrt wird, zuerst in eurer Kapelle, dann auf der ganzen Welt. Ich verspreche, dass jede Seele, die dieses Bild verehrt, nicht verloren geht. Ich verspreche auch, hier schon auf Erden, den Sieg über Feinde, besonders in der Stunde des Todes. Ich selbst werde sie verteidigen wie Meine Ehre” (TB 47-48).
Von diesem Geschehnis erzählte sie bei der nächsten Beichte, und der Priester befahl ihr, das Bild Jesu in ihrer Seele zu malen. Aber als sie vom Beichtstuhl wegging, erklärte ihr Jesus: In deiner Seele besteht Mein Bild. Ich wünsche ein Fest der Barmherzigkeit. Ich wünsche, dass das Bild, welches du mit dem Pinsel malen wirst, am ersten Sonntag nach Ostern feierlich geweiht wird. Dieser Sonntag soll das Fest der Barmherzigkeit sein. Ich wünsche, dass die Priester Meine große Barmherzigkeit gegenüber den sündigen Seelen verkünden sollen (TB 49-50). Von Jesus darin bestärkt, dass es sich um ein tatsächliches Bild handelte, stellte sie die Angelegenheit der örtlichen Oberin, Sr. Róża Kłobukowska, dar, die ein Zeichen verlangte, das die Echtheit dieser Offenbarungen bestätigen würde. Jesus sagte zur Schwester Faustina, dass Er ein solches Zeichen durch die Gnaden geben werde, die Er durch dieses Bild zuteil werden lasse. Schwester Faustina selbst konnte nicht malen, aber da sie den Wunsch Jesu erfüllen wollte, bat sie Sr. Bożenna Pniewska, ihr zu helfen. Da ich nicht malen konnte – erinnert sich Sr. Bożenna – und nicht wusste, dass es ihr um ein neuartiges Bild ging, schlug ich vor, ihr ein Gebetsbildchen zur Auswahl zu geben, weil ich viele schöne Bildchen hatte. Sie dankte mir für diesen Vorschlag, nahm ihn aber nicht an.
Im Kloster in Płock begann sich das Gerücht (geflüsterte Nachricht) von einer Offenbarung der Schwester Faustina herumzusprechen. Die Mitschwestern in der Gemeinschaft begannen sich ihr gegenüber skeptisch zu verhalten: die einen warnten sie vor einer Täuschung, andere stichelten, sie sei eine Hysterikerin und Phantastin, wieder andere stellten anerkennend fest, dass sie Jesus nahe stehen müsse, wenn sie so viele Leiden mit solcher Ruhe ertrage. Ich beschloss jedoch, dies alles im Stillen zu ertragen und auf gestellte Fragen nicht zu antworten.– schrieb Sr. Faustina im Tagebuch – Einige fühlten sich durch mein Schweigen gereizt, hauptsächlich die besonders Neugierigen. Andere – die tiefer dachten – sagten: „Schwester Faustina muss Gott doch sehr nahe stehen, sonst hätte sie nicht die Kraft, so viele Leiden zu ertragen.” (TB 126).
Das größte Leiden war jedoch die Unsicherheit in Bezug auf die Herkunft der Offenbarungen. Die Vorgesetzten schickten sie zu den Priestern, die Priester wiederum zu den Vorgesetzten. Schwester Faustina hatte den Wunsch, dass ein Priester diese Frage kraft seiner Autorität entscheiden und das eine Wort zu ihr sagen sollte: „Sei beruhigt, du bist auf dem richtigen Weg”, oder „Weise alles zurück, denn es kommt nicht von Gott” (TB 127). In dieser Lage bemühte sie sich den Herrn zu meiden, und wenn Er kam, fragte sie: „Jesus, bist Du mein Gott, oder irgendein Geist? Denn meine Vorgesetzten sagen, dass es verschiedene Täuschungen und Geister gibt. Wenn Du mein Herr bist, so bitte, segne mich.” Jesus zeichnete ein großes Kreuz über mir und ich bekreuzigte mich. Als ich Jesus wegen dieser Frage um Verzeihung bat, sagte Er, dass ich Ihm mit dieser Frage keinerlei Unannehmlichkeiten bereitet habe; der Herr sagte, dass Ihm mein Vertrauen sehr gefällt (TB 54).
Das Fehlen eines ständigen Seelenführers und das Unvermögen, die übertragenen Aufgaben zu erfüllen, bewirkten, dass Schwester Faustina sich von den übernatürlichen Eingebungen zurückziehen wollte, aber Jesus erklärte ihr geduldig die Größe dieses Werkes, zu dem Er sie auserwählt hatte. Sei dir bewusst, – erklärte Jesus – wenn du die Sache mit dem Malen des Bildes vernachlässigst und das ganze Werk der Barmherzigkeit, wirst du am Tage des Gerichts für eine große Anzahl von Seelen Rechenschaft ablegen müssen (TB 154). Diese Worte erfüllten ihre Seele mit großer Gottesfurcht. Sie machte sich bewusst, dass sie nicht nur für ihre eigene Erlösung verantwortlich war, sondern auch für die Erlösung anderer Menschen, deshalb beschloss sie alles zu tun, was in ihrer Macht stand, und bat, dass Jesus ihr die notwendigen Gnaden zur Erfüllung Seines Willens zuteil werden lassen oder jemand anders mit diesen Gnaden beschenken möge, weil sie sie nur vergeuden werde.
Im November 1932 verließ Schwester Faustina Płock und fuhr nach Warschau, zur sog. dritten Probation, um sich auf das Ablegen der ewigen Gelübde vorzubereiten. Ihre Vorgesetzen schickten sie zuerst in das nahe gelegene Haus der Kongregation in Walendów, wo gerade die alljährlichen achttägigen Exerzitien unter der Leitung des Jesuitenpaters Edmund Elter begannen, eines Professors für Ethik, Homiletik und Rhetorik an der Universität Gregorianum in Rom. Pater Elter versicherte ihr, dass sie sich auf dem richtigen Wege befinde und dass ihr Umgang mit Jesus weder Hysterie noch eine Täuschung oder Träumerei sei. Er empfahl ihr, diesen Gnaden treu zu bleiben und ihnen nicht auszuweichen, sondern Gott um einen Seelenführer zu bitten, der ihr bei der Ergründung und Erfüllung Seiner Absichten helfen werde. Nach den Exerzitien kehrte sie voller Dankbarkeit und geistiger Freude nach Warschau zurück, um sich zusammen mit zwei anderen Schwestern in der dritten Probation unter der Leitung von M. Małgorzata Gimbutt auf das Ablegen der ewigen Gelübde vorzubereiten.
Ende April 1933 fuhr sie nach Krakau, um achttägige Exerzitien abzuhalten und die ewige Profess abzulegen. Wenn ich bedenke, dass ich in einigen Tagen durch die ewigen Gelübde mit dem Herrn eins werden soll, erfüllt meine Seele so unbegreifliche Freude, dass ich sie gar nicht beschreiben kann (TB 231). Am 1. Mai 1933 leitete Bischof Stanisław Rospond die Zeremonie der ewigen Gelübde. Schwester Faustina empfahl Jesus die ganze heilige Kirche, ihre Kongregation, ihre Familie, alle Sünder, die Sterbenden und die Seelen, die im Fegefeuer leiden. Sie dankte für die unfassbare Würde einer Braut des Sohnes Gottes und bat die Muttergottes um Ihre besondere Obhut, indem sie Sie an ihr neues Recht, sie zu lieben, erinnerte. Mutter Gottes, Heiligste Maria, meine Mutter, Du bist jetzt in besonderer Weise meine Mutter, und zwar deshalb, weil Dein geliebter Sohn mein Bräutigam ist, so sind wir beide Deine Kinder. Um Deines Sohnes willen musst Du mich lieben (TB 240). Aus den Händen des Bischofs empfing sie den Ring mit dem eingravierten Namen „Jesus”. Von diesem Moment an war ihr Umgang mit Gott so innig wie nie zuvor. Sie spürte, dass sie Gott liebte und geliebt wurde.
6. Erfüllte Wünsche
Nach den ewigen Gelübden blieb Schwester Faustina noch einen Monat lang in Krakau, wo ihr P. Józef Andrasz SI versicherte, was früher auch P. Edmund Elter gesagt hatte, dass ihre Offenbarungen wahr sind und empfahl auch, diesen Gnaden treu und gehorsam zu bleiben. Ende Mai 1933 wurde sie nach Wilna versetzt. Auf dem Weg nach Wilna kehrte sie in Tschenstochau ein, um der Muttergottes ihr Leben und ihre Sendung, die sie von Gott erhielt, anzuvertrauen.
Schwester Faustina sollte im Garten arbeiten, auch wenn sie diese Pflicht nie zuvor erfüllt hatte und keinerlei gärtnerisches Wissen besaß. Sie erfüllte den Willen Gottes im Geiste des Glaubens und im Vertrauen darauf, dass Jesus ihr helfen und sie zu Menschen führen werde, die ihr raten würden, was, wann und wie zu machen wäre, damit im Garten schöne Blumen, gut geratenes Gemüse und Obst wüchsen.
Das war jedoch nicht ihre größte Sorge, sondern die Erfüllung der Sendung, die ihr Jesus anvertraut hatte. Sie wartete auf den versprochenen Priester und auf Möglichkeiten, Gottes Willen zu erfüllen, was das Malen des Bildes des Barmherzigen Jesus anbelangte. Die Woche der Beichte rückte heran – berichtet sie im Tagebuch – und zu meiner Freude sah ich den Priester, den ich schon vor meinem Eintreffen in Wilno kannte. Ich kannte ihn aus einer Erscheinung. Da hörte ich in meiner Seele die Worte: „Das ist Mein treuer Diener, er wird dir dazu verhelfen, Meinen Willen hier auf Erden zu tun.” (TB 263). Dieser Priester war Michał Sopoćko. Er war Lehrbeauftragter für Pastoraltheologie an theologischen Fakultät der Stefan-Batory-Universität und für pädagogische Fächer im Höheren Lehrerkurs, Spiritual im erzbischöflichen Priesterseminar in Wilna, Beichtvater vieler Kongregationen, unter anderem auch (einmal in der Woche) der Schwestern der Kongregation der Muttergottes der Barmherzigkeit.
Als erfahrener Beichtvater und Seelenführer bemühte sich Prof. Sopoćko zuerst darum, seine Pönitentin kennen zu lernen, um keinen Täuschungen, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen zu erliegen, die ihre Quelle in der menschlichen Natur haben konnten. Er konsultierte daher die Oberin, Mutter Irena Krzyżanowska, was das Ordensleben der Schwester Faustina anbelangte, und bat um eine Untersuchung ihrer psychischen und physischen Gesundheit. Nachdem er in jeder Hinsicht anerkennende Beurteilungen und von Dr. Helena Maciejewska die Bescheinigung ihrer psychischen Gesundheit erhalten hatte, nahm Prof. Sopoćko noch eine Zeit lang eine abwartende Haltung ein, zum Teil war er misstrauisch, überlegte, betete und beriet sich mit aufgeklärten Priestern, wobei er völlige Diskretion in Bezug auf den Inhalt der Offenbarungen und die Pönitentin selbst bewahrte. Endlich beschloss er, wie er selbst eingestand, eher von Neugier geleitet, was das für ein Bild sein wird, als vom Glauben an die Echtheit der Visionen der Schwester Faustina an das Malen dieses Bild heranzugehen. Ich setzte mich mit dem Kunstmaler Eugeniusz Kazimirowski in Verbindung, der mit mir in einem Haus wohnte und für eine bestimmte Summe das Malen übernahm, und mit der Schwester Oberin, die Schwester Faustina gestattete, zweimal wöchentlich zu dem Maler zu gehen, um zu zeigen, was für ein Bild das sein sollte.
Mit dem Malen des ersten Bildes des Barmherzigen Jesus wurde Anfang Januar 1934 mit großer Diskretion begonnen. Um nicht die Aufmerksamkeit der Schwestern zu erregen – schrieb die Oberin M. Irena Krzyżanowska – was die inneren Erlebnisse der Schwester Faustina betraf, besuchte ich jeden Samstag in den Morgenstunden mit ihr die heilige Messe beim Ostra Brama-Tor, und nach der Messe gingen wir bei dem Kunstmaler vorbei, dem Schwester Faustina genaue Informationen erteilte, wie er das Bild des barmherzigen Jesus malen sollte. Der Maler bemühte sich, sich an alle Forderungen von Schwester Faustina anzupassen.
Die Wiedergabe der Vision, die Schwester Faustina vor drei Jahren in Płock gehabt hatte, in Form eines gemalten Bildes, warf einige grundsätzliche Fragen auf, die Prof. Sopoćko Schwester Faustina stellte und die sie in ihrer Herzenseinfalt Jesus zu Gehör brachte. Mein Blick auf diesem Bild gleicht Meinem Blick vom Kreuz (TB 326) – erklärte Jesus – Die zwei Strahlen bedeuten Blut und Wasser. Der blasse Strahl bedeutet Wasser, das die Seelen rechtfertigt, der rote Strahl bedeutet Blut, welches das Leben der Seelen ist. Glücklich, wer in ihrem Schatten leben wird, denn der gerechte Arm Gottes wird ihn nicht erreichen (TB 299). Zweifel weckte noch der Wortlaut der Unterschrift. Prof. Sopoćko bat Schwester Faustina, Jesus auch danach zu fragen. Jesus erinnerte mich – notierte sie im Tagebuch – wie Er mir zum ersten Mal sagte, dass die Worte „Jesus, ich vertraue auf Dich” sichtbar sein müssten (TB 327).
Nach einigen Monaten, im Juni 1934, gingen die Arbeiten an diesem Bild zu Ende. Schwester Faustina war jedoch nicht zufrieden, obwohl der Maler und Prof. Sopoćko sich bemüht hatten, die Vision Jesu treu wiederzugeben. Als sie in die Klosterkapelle zurückkehrte, beklagte sie sich bei Jesus: Wer vermag Dich so schön zu malen, wie Du bist? (TB 313). Daraufhin hörte sie folgende Worte: Nicht in der Schönheit der Farben oder des Pinselstrichs liegt die Größe dieses Bildes, sondern in Meiner Gnade (TB 313).
Nach der Beendigung der malerischen Arbeiten brachte Prof. Sopoćko das Bild in einem dunklen Korridor des Bernhardinerinnen-Klosters bei der St. Michael-Kirche unter, dessen Rektor er war. Dieses Bild war neuartig, was den Inhalt anbelangte – erinnerte er sich – daher konnte ich es ohne die Genehmigung des Erzbischofs nicht in der Kirche aufhängen, und ich schämte mich, ihn darum zu bitten, geschweige denn, ihm über die Herkunft dieses Bildes zu erzählen. Von Jesus dazu gedrängt, verlangte Schwester Faustina jedoch, dass dieses Bild seinen Platz in einer Kirche finden sollte. In der Karwoche 1935 erklärte sie Prof. Sopoćko, dass Jesus dezidiert forde- re und verlange, dieses Bild für drei Tage im Ostra Brama-Tor auszustellen, wo vor dem Weißen Sonntag (dem ersten nach Ostern) das Triduum zur Beendigung des Erlösungsjubiläums der Welt stattfinden werde. Alsbald erfuhr ich – schreibt Prof. Sopoćko – dass jenes Triduum stattfinden würde, bei dem der Ostra Brama-Pfarrer, der Kanonikus Stanisław Zawadzki, mich eine Predigt zu halten bat. Ich erklärte mich einverstanden, unter der Bedingung, dass man jenes Bild als Dekoration im Fenster des Kreuzgangs aufhängen würde, wo es imponierend aussah und mehr Aufmerksamkeit auf sich zog als das Bild der Muttergottes.
Die Freude dieser Tage war für Schwester Faustina vor allem die Erfüllung der Wünsche Jesu: das Bild der Barmherzigkeit wurde am bedeutendsten Ort in Wilna, im Heiligtum der Muttergottes vom Ostra Brama-Tor, zur öffentlichen Verehrung ausgestellt, und das an dem Tag, der von Ihm zum Fest der Barmherzigkeit Gottes bestimmt worden war. Prof. Sopoćko hielt eine Predigt über die Barmherzigkeit Gottes, während der Schwester Faustina sah, wie Jesus auf dem Bild lebendige Gestalt annahm und Seine Strahlen in die Herzen der bei dieser Feierlichkeit Versammelten drangen und sie glücklich machten. Zu ihr sprach Er: Du bist Zeuge Meiner Barmherzigkeit, ewig wirst du vor Meinem Thron stehen als lebendiger Zeuge Meiner Barmherzigkeit (TB 417).
7. Neue Aufgaben
Die Freude über die erfüllten Wünsche Jesu, über das Malen Seines Bildes und dessen Ausstellung zur öffentlichen Verehrung am ersten Sonntag nach Ostern, dem geplanten Fest der Barmherzigkeit, hielt nicht lange an, denn bereits im Mai 1935 ahnte Schwester Faustina intuitiv, dass neue Aufgaben auf sie warteten, vor denen sie sich sehr fürchtete. Als sie einmal anstelle des inneren Gebets ein geistliches Buch zu lesen begann, vernahm sie in ihrer Seele die Worte: „Du wirst die Welt auf Meine endgültige Wiederkunft vorbereiten” (TB 429). Diese Worte ergriffen sie zutiefst, und obwohl sie vorgab, sie nicht gehört zu haben, hatte sie sie doch gut verstanden, erzählte aber vorläufig niemandem davon.
Zu Pfingsten, am 9. Juni 1935, übertrug ihr Jesus am Abend, als sie im Garten war, die nächste Aufgabe: „Du wirst gemeinsam mit deinen Mitschwestern Barmherzigkeit für euch selbst und für die Welt erbitten” (TB 435). Wie die biblischen Propheten begann sie ihre Schwächen aufzuzählen und sich herauszureden, dass sie zur Erfüllung dieses Werkes nicht fähig sei. Dessen ungeachtet nahm Jesus Seinen Auftrag nicht zurück, sondern ermutigte sie, ihn zu übernehmen. „Ängstige dich nicht – sprach Er – Ich Selbst werde alles ausgleichen, was dir fehlt” (TB 435). Sie war jedoch nicht sicher, ob sie die Worte Jesu, dass sie eine neue Kongregation gründen solle, richtig verstanden hatte und hatte auch nicht die ausdrückliche Anweisung bekommen, ihrem Beichtvater davon zu erzählen, deshalb schwieg sie während der nächsten zwanzig Tage. Erst während eines Gesprächs mit ihrem Seelenführer, Prof. Michał Sopoćko, enthüllte sie, dass Gott eine Ordensgemeinschaft verlangt, die Gottes Barmherzigkeit in der Welt verkünden und sie für die Welt erbitten soll (TB 436). Während dieses Gesprächs sah sie Jesus, der Seinen Willen folgendermaßen bekräftigte: Ich wünsche, dass eine solche Ordensgemeinschaft besteht (TB 437). Schwester Faustina wiederholte vergeblich, dass sie sich zur Ausführung dieser Pläne unfähig fühle. Am nächsten Tag erblickte sie während der heiligen Messe Jesus, der erneut wiederholte, dass Er dieses Werk wünsche und wolle, dass es so schnell wie möglich entstehe, und nach der heiligen Kommunion erhielt sie in einem mystischen Erlebnis den Segen der Dreifaltigkeit für dieses Werk, der für sie eine so große Stärkung war, so dass ihr nichts schwierig erschien, und obwohl sie wusste, wie viel sie aus dem Grund würde leiden müssen, stimmte sie in einem inneren Akt der Erfüllung dieses Willens Gottes zu.
Am Freitag, den 13. September 1935, hatte Schwester Faustina in ihrer Zelle die Vision eines Engels, der auf Geheiß Gottes gekommen war, um die Erde zu bestrafen. Als sie dieses Zeichen von Gottes Zorn sah, begann sie den Engel zu bitten, etwas zu warten und die Welt werde Buße tun. Als sie vor die Herrlichkeit der Dreifaltigkeit trat, wagte sie es nicht, diese Bitte zu wiederholen. Aber als sie in ihrer Seele die Macht der Gnade Jesu spürte, begann sie Gott mit Worten zu bitten, die sie innerlich vernommen hatte und die in den Rosenkranz an die Barmherzigkeit Gottes aufgenommen wurden. Da sah sie die Ohnmacht des Engels, der die gerechte Strafe für die Sünden der Menschen nicht vollstrecken konnte. Am nächsten Morgen, als sie in die Kapelle ging, belehrte Jesus sie noch einmal, auf welche Weise sie dasselbe Gebet mit einem gewöhnlichen Rosenkranz beten sollte. Zuerst ein Vater unser und ein Gegrüßet seist du Maria und das Glaubensbekenntnis, anschließend – an den Vaterunser-Perlen – die Worte: Ewiger Vater, ich opfere Dir den Leib und das Blut auf, die Seele und Gottheit Deines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, als Sühne für unsere Sünden und die der ganzen Welt. An den Gegrüßet-seist-Du-Maria-Perlen wirst du wie folgt beten: Um Seines schmerzhaften Leidens willen habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt. Zum Schluss wirst du dreimal die Worte wiederholen: Heiliger Gott, Heiliger Starker Gott, Heiliger Unsterblicher Gott – erbarme Dich unser und der ganzen Welt (TB 476). Dieses Gebet ist zum Beschwichtigen des Zornes Gottes.
In den nächsten Offenbarungen übermittelte Jesus der Schwester Faustina große Versprechen, die Er an das vertrauensvolle Beten dieses Rosenkranzes knüpfte. Er verhieß nicht nur denjenigen die Gnade eines glücklichen und friedlichen Todes, die ihn selbst beten, sondern auch den Sterbenden, bei denen andere dieses Gebet sprechen. Sollte es der verstockteste Sünder sein – sprach Er – falls er nur einmal diesen Rosenkranz betet, wird ihm die Gnade Meiner unendlichen Barmherzigkeit zuteil (TB 687). Mir gefällt es, ihnen durch dieses Gebet alles zu schenken, worum sie Mich bitten (TB 1541). Diese und andere Versprechen Jesu erfüllen sich nur dann, wenn die von Ihm angegebenen Vorgehensweisen einer inneren Haltung des Vertrauens zu Gott entspringen und mit tätiger Nächstenlieben verbunden sind.
In der Zeit in Wilna kam Jesus auf die Einsetzung des Festes der Barmherzigkeit Gottes in der Kirche zurück. Er erinnerte Schwester Faustina an Seinen Wunsch, dass dieses Fest am ersten Sonntag nach Ostern begangen werden sollte, denn die Seelen würden trotz Seines bitteren Leidens verloren gehen. Dieser Tag solle Zuflucht und Unterschlupf für alle Seelen sein, insbesondere für die armen Sünder. An diesem Tag – versprach Er – ist das Innere Meiner Barmherzigkeit geöffnet; Ich ergieße ein ganzes Meer von Gnaden über jene Seelen, die sich der Quelle Meiner Barmherzigkeit nähern. Jene Seele, die beichtet und die heilige Kommunion empfängt, erhält vollkommenen Nachlass der Schuld und der Strafen; an diesem Tag stehen alle Schleusen Gottes offen, durch die Gnaden fließen. Keine Seele soll Angst haben, sich Mir zu nähern, auch wenn ihre Sünden rot wie Scharlach wären (TB 699). Die Priester sollen an diesem Tag Predigten über die erbarmende Liebe Gottes zum Menschen halten und in ihren Herzen Vertrauen Ihm gegenüber wecken, um ihnen so zu ermöglichen, Gnaden aus den Quellen der Barmherzigkeit Gottes zu schöpfen. Die Menschheit wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht zur Quelle Meiner Barmherzigkeit hinwendet (TB 300) – sprach Jesus zur Schwester Faustina.
8. Dunkle Nächte
Mit den neuen Aufgaben im Leben der Schwester Faustina begann die zweite Etappe schmerzhafter Läuterungen, die als passive Nächte des Geistes bezeichnet wurden. Der Hintergrund und das Werkzeug, durch das Gott dieses Werk in ihrer Seele vollbrachte, war die Verwirklichung der Idee einer neuen Kongregation. Schwester Faustina war anfangs der Meinung, dass Jesus wünsche, sie solle ihre Mutterkongregation verlassen und ein kontemplatives Kloster gründen. Mit dieser Absicht fuhr sie am 21. März 1936 aus Wilna ab.
Auf dem Weg nach Walendów machte sie eine Zwischenstation in Warschau, wo sie Gelegenheit hatte, darüber mit der Generaloberin Mutter Michaela Moraczewska zu sprechen, der sie großes Vertrauen schenkte. Nachdem die Generaloberin Schwester Faustina angehört hatte, sagte sie, dass es vorläufig der Wille Gottes sei, dass sie in ihrer Kongregation bleibe, denn in ihr habe sie die ewigen Gelübde abgelegt. Sie brachte jedoch auch die Überzeugung zum Ausdruck, dass das Werk der Barmherzigkeit, dass ihr Jesus anvertraute, sehr schön sein müsse, wenn sich ihm der Satan so widersetze. Sie riet jedoch dazu, es mit der Gründung einer neuen Kongregation nicht so eilig zu haben, denn wenn die Sache tatsächlich von Gott komme, dann werde sie mit der Zeit deutlicher und verwirklicht werden.
Nach dem mehrwöchigen Aufenthalt in Walendów fuhr sie in das einen Kilometer entfernte Haus der Kongregation in Derdy, wo sie die Mahlzeiten für einige Schwestern und mehr als dreißig Zöglinge kochte. In der Küche – erinnert sich Sr. Serafina Kukulska – hatte sie ein Mädchen zur Hilfe, eine Neubekehrte von sehr unangenehmer Wesensart, mit der nie jemand zusammenarbeiten wollte, und eben dieses Mädchen veränderte sich, als sie mit Schwester Faustina arbeitete, dass sie nicht wiederzuerkennen war. So einen stillen, aber göttlichen Einfluss hatte sie auf sündige Seelen. In Derdy hatte Schwester Faustina so wenige Aufgaben, dass ihr der Aufenthalt in diesem Haus wie eine Erholung vorkam. Bald darauf sollte sie jedoch nach Krakau fahren, wo es bessere Bedingungen zur Behandlung der Tuberkulose gab. Mit der Ankunft in diesem Haus verband Schwester Faustina die Hoffnung auf die endgültige Erfüllung der Absichten Gottes, die die Gründung einer neuen Kongregation betrafen.
Obwohl sie schon wusste, dass diese „Kongregation” ein großes Werk in der Kirche sein würde, das auch männliche und weibliche Ordensgemeinschaften bilden würden sowie ein Verein von Laien, worüber sie bereits im April 1936 an Prof. Sopoćko geschrieben hatte, war sie weiterhin überzeugt, dass ihre Rolle in diesem Werk in der Gründung eines kontemplativen Klosters bestehen werde. Nach der Ankunft in Krakau traf sie sich mit P. Andrasz, der ihr empfahl, bis zum Herz-Jesu-Tag zu beten und eine Abtötung hinzuzufügen, er werde ihr an diesem Tag in dieser Angelegenheit antworten. Schwester Faustina, die innerlich gedrängt wurde, wartete diese Feierlichkeit jedoch nicht ab, sondern erklärte P. Andrasz bei der wöchentlichen Beichte, dass sie bereits beschlossen habe, die Kongregation zu verlassen. Der Krakauer Seelenführer verkündete ihr, wenn sie eine solche Entscheidung getroffen habe, dann nehme sie die ganze Verantwortung auf sich. Anfangs freute sie sich darauf, die Kongregation zu verlassen, aber am nächsten Tag erfasste sie eine so große Dunkelheit und das Gefühl der Verlassenheit durch Gott, dass sie beschloss, mit der Ausführung dieser Entscheidung noch bis zur nächsten Begegnung mit ihrem Beichtvater zu warten.
Die Mutter Generaloberin war anfänglich mit dem Verlassen der Kongregation nicht einverstanden, sie warnte Schwester Faustina vor einer Täuschung und vor unüberlegtem Handeln. In den ersten Tagen der Visitation, am 4. Mai 1937, sagte sie aber: Bisher habe ich Sie, Schwester, immer zurückgehalten, doch jetzt gebe ich Ihnen die Freiheit; wie Sie wollen, Schwester. Sie können den Orden verlassen und Sie können, wenn Sie es wollen, bleiben (TB 1115). Sie beschloss, die Kongregation zu verlassen und sofort ein Bittgesuch an den Heiligen Vater zu schreiben, sie von den Gelübden zu entbinden. Aber auch dieses Mal erfasste sie eine so große Dunkelheit, dass sie ins Zimmer der Mutter Generaloberin zurückkehrte, um von ihrer Qual und ihrem Kampf zu erzählen.
Das war der letzte Versuch, die Kongregation zu verlassen, aber der geistige Kampf dauerte an. Meine Qualen – schrieb sie im Tagebuch – wird niemand begreifen noch verstehen. Ich selbst kann sie nicht beschreiben; kein Leiden kann größer sein. Die Leiden der Märtyrer sind nicht größer; der Tod brächte mir in diesen Augenblicken Linderung. Ich vermag diese Leiden mit nichts zu vergleichen – dieses nie endende Sterben der Seele (TB 1116). Im Feuer des geistigen Kampfes reinigte sich ihre Seele. Verstand, Wille und Gedächtnis sowie die Gefühle und alle Sinne ergaben sich Gott in immer vollkommenerer Harmonie und bereiteten die Seele auf die völlige Vereinigung mit Ihm vor. Gott gibt niemals mehr auf als man tragen kann – sagte Schwester Faustina – und wenn die Leiden groß sind, dann ist auch die Gnade Gottes groß. In den Dunkelheiten der passiven Nächte gab Gott ihr Momente der Erholung und große Freude. Plötzlich [erblickte ich] den Herrn – beschreibt sie einen dieser Momente – der zu mir folgende Worte sprach: „Jetzt weiß Ich, dass du Mich nicht wegen der Gnaden und Gaben liebst, sondern dass dir Mein Wille teurer ist als das Leben; deshalb vereinige Ich Mich mit dir so innig, wie sonst mit keinem Geschöpf.” In diesem Augenblick entschwand Jesus. Meine Seele wurde von der Anwesenheit Gottes erfüllt. Ich weiß, dass ich unter dem Auge dieses Herrschers bin. Ich versinke gänzlich in Freude, die von Gott strömt. Den ganzen Tag lang lebte ich, ohne Unterbrechung, versunken in Gott (TB 707-708).
Im Juni 1937 notierte sie im Tagebuch die endgültige Gestalt dieses Werkes, das eines ist, aber in drei Abstufungen. Die erste bilden Seelen, die abgeschieden von der Welt als Opfer vor der Majestät Gottes brennen und Barmherzigkeit für die ganze Welt erbitten werden und sie durch ihr Gebet auf die erneute Wiederkunft Christi vorbereiten. Die zweite Stufe bilden tätige Ordensgemeinschaften, die das Gebet mit barmherzigen Taten verbinden und in der egoistischen Welt die erbarmende Liebe Gottes vergegenwärtigen. Der dritten Stufe können alle Menschen angehören, die durch Barmherzigkeit, die sie den Nächsten aus Liebe zu Jesus täglich durch Tat, Wort und Gebet erweisen, die Aufgaben dieses Werkes erfüllen.
Die Verwirklichung dieser Aufgabe trug Schwester Faustina nicht nur die größten Leiden ein, sondern führte sie auch zur völligen Vereinigung mit Jesus, zur sog. mystischen Verlobung und Vermählung. Die Mächte der Seele, die in den passiven Nächten gereinigt worden waren, bildeten kein Hindernis mehr: Verstand und Wille begehrten nur noch nach Gott und danach, was Er begehrte. Der Herr führte sie in eine Welt der immer innigeren Verbindung mit Ihm und bereitete sie auf die Annahme der nächsten Gnade vor, der Gnade der mystischen Vermählung. In diesem Augenblick wurde ich vom Lichte Gottes durchdrungen und ich fühlte mich als alleiniges Eigentum Gottes; ich spürte höchste Freiheit des Geistes, von der ich vorher keinerlei Ahnung hatte (TB 1681). Jetzt trennte sie nur ein dünner Schleier des Glaubens von einer solchen Vereinigung mit Gott, wie sie den Heiligen im Himmel zuteil wird.
9. „Ich sende dich in die ganze Welt”
Im Krakauer Kloster wird Schwester Faustina der letzte Auftrag ihrer prophetischen Sendung erteilt. Im Oktober 1937 gibt Jesus der Schwester Faustina eine weitere neue Form der Verehrung der Barmherzigkeit Gottes bekannt. Er erteilt den Auftrag, den Augenblick Seines Sterbens am Kreuz zu verehren: Um drei Uhr – sagte Er – flehe Meine Barmherzigkeit an, besonders für die Sünder. Vertiefe dich wenigstens kurz in Mein Leiden, vor allem in Meine Verlassenheit während des Sterbens. Das ist die Stunde der großen Barmherzigkeit für die Welt (TB 1320). In der nächsten Offenbarung gab Er auch bekannt, auf welche Art und Weise diese Kultform praktiziert werden soll. Wenn du es kannst – sagte Er zur Schwester Faustina – dann halte den Kreuzweg ab, wenn dir das deine Pflichten aber nicht erlauben, dann tritt für einen Augenblick vor das Allerheiligste Sakrament, und wenn auch das unmöglich ist, dann versenke dich dort, wo du gerade bist, in ein kurzes Gebet. Mit dem vertrauensvollen Gebet, das um drei Uhr nachmittags an Jesus gerichtet wird und sich auf die Verdienste Seines Leidens beruft, ist das Versprechen aller Gnaden verbunden, die man für sich selbst und für andere erbitten kann, natürlich, wenn sie dem Willen Gottes entsprechen, also in der Perspektive der Ewigkeit gut für den Menschen sind. In dieser Stunde kannst du alles für dich selbst und für andere erbitten. In dieser Stunde kam die Gnade für die ganze Welt. Barmherzigkeit besiegte die Gerechtigkeit (TB 1572) – versicherte Jesus Schwester Faustina.
In Krakau schrieb Schwester Faustina weiterhin ihr Tagebuch, in dem sie nicht nur die Worte Jesu und außergewöhnliche mystische Erfahrungen notierte, sondern auch schöne Betrachtungen über das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes. Die Zeit der Krankheit, der zweimalige Aufenthalt im Krankenhaus in Prądnik, der insgesamt mehr als acht Monate dauerte, war dem Schreiben förderlich, deshalb entstand der größte Teil ihrer geistigen Aufzeichnungen in Krakau. In dieser Zeit unterstrich Schwester Faustina auch auf Anweisung ihres Wilnaer Seelenführers im ganzen Tagebuch die Worte Jesu.
Durch das ganze Tagebuch zieht sich wie ein Refrain die Bitte Jesu, der Welt Seine Barmherzigkeit zu verkünden. Schwester Faustina vernahm oftmals den drängenden Aufruf: Schreibe, künde der Welt von Meiner Barmherzigkeit, von Meiner Liebe. Die Strahlen der Barmherzigkeit brennen Mich; Ich will sie über die Seelen der Menschen ergießen. O welchen Schmerz bereiten sie Mir, wenn sie die Annahme verweigern. Tue was in deiner Macht steht, um die Anbetung Meiner Barmherzigkeit zu verbreiten. Was dir fehlt, werde Ich ergänzen. Sage der leidenden Menschheit, sie möge sich an Mein barmherziges Herz schmiegen und Ich will sie mit Frieden erfüllen. Sage, Meine Tochter, dass Ich ganz Liebe und Barmherzigkeit bin (TB 1074).
Diese Aufgabe ist besonders wichtig, denn Jesus knüpfte große Versprechen an sie. Er sagte: Seelen, die den Ruhm Meiner Barmherzigkeit verbreiten, beschütze Ich ihr Leben lang, wie eine zärtliche Mutter ihren Säugling beschützt, und in der Stunde ihres Todes werde Ich ihnen nicht Richter, sondern barmherziger Erlöser sein (TB 1075). Eine besondere Gnade versprach Er den Priestern, die die Wahrheit von der erbarmenden Liebe Gottes zum Menschen verkünden werden: Er werde ihre Worte salben und sie mit so großer Macht beschenken, dass sogar verhärtete Sünder reumütig werden.
Schwester Faustina erfüllte diese Aufgabe nicht nur durch das Zeugnis ihres eigenen Lebens und durch das Schreiben des Tagebuchs, in dem sie den außerordentlichen Reichtum der erbarmenden Liebe Gottes zu jedem Menschen enthüllte, sondern auch in den alltäglichen Kontakten zu ihren Nächsten. Eines Tages – erinnert sich Sr. Eufemia Traczyńska – als wir bei der Arbeit in der Bäckerei waren und Äpfel schälten, kam Schwester Faustina. Wir saßen auf einer Bank nebeneinander, und Schwester Faustina kam von hinten, legte uns die Arme um die Schultern und steckte ihren Kopf zwischen unsere. Schwester Amelia, die ein sehr empfindsames Gewissen hatte, fragte sie damals: „Schwester, was soll nur werden, denn der Mensch bemüht sich scheinbar und sündigt doch während der Woche so viel; wie soll man mit alledem nur zurechtkommen?” – „Damit ist es so” – sagte Schwester Faustina. „Wenn es einen Hof gibt, dann wird er, indem man die ganze Woche in ihm herumläuft, schmutzig. Und wenn der Samstag kommt, dann putzt man, kehrt aus und es ist blitzsauber. So haben auch wir, wenn wir zur Beichte gehen und beichten, ganz reine Seelen und müssen uns keine Sorgen machen. Jesus weiß sich zu helfen. In den alltäglichen Kontakten vermochte Schwester Faustina verschiedene Lebensprobleme im Geiste des lebendigen Glaubens zu interpretieren und in allem die Güte Gottes zu sehen. Oft erzählte sie den Schwestern und Zöglingen von der Liebe Gottes zu den Menschen und welch großen Wert es hat, den Nächsten Gutes zu erweisen. Als sie einmal an der Kapelle vorüberging, sagte sie zu Sr. Damiana Ziółek: Ich habe gehört, dass Jesus gesagt hat, dass Er die Welt beim Jüngsten Gericht nur nach der Barmherzigkeit richten wird, denn Gott ist ganz und gar Barmherzigkeit… und wenn jemand Barmherzigkeit übt oder sie vernachlässigt – dann richtet er sich selbst.
Der Aufruf, die Botschaft von der erbarmenden Liebe Gottes zum Menschen zu verkünden ist – wie ihr Jesus sagte – der letzte Rettungsanker für viele Seelen, die trotz Seines bitteren Leidens verloren gehen. Das ist auch der Weg, Frieden in den Herzen der Menschen und unter den Völkern zu erlangen: Die Menschheit wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht mit Vertrauen an Meine Barmherzigkeit wendet (TB 300). Sie soll die Welt auch auf Seine erneute Wiederkunft vorbereiten. Dass Gott unendlich barmherzig ist, kann niemand abstreiten. Er wünscht, dass es alle erfahren, bevor Er als gerechter Richter wiederkommt. Gott will, dass die Seelen Ihn zuvor als König der Barmherzigkeit kennen lernen (TB 378) – notierte Schwester Faustina in ihrem Tagebuch.
Über diese Rolle ihrer prophetischen Sendung erzählte ihr auch die Heilige Jungfrau Maria. Am Morgen während der Meditation ergriff mich Gottes Anwesenheit auf besondere Art. – notierte Schwester Faustina – Ich sah die außerordentliche Größe Gottes und gleichzeitig Seine Herabneigung zu den Geschöpfen. Da erblickte ich die Muttergottes, die mir sagte: „O wie angenehm ist Gott eine Seele, die treu dem Hauch Seiner Gnade folgt. Ich gab der Welt den Erlöser und du sollst der Welt von Seiner großen Barmherzigkeit erzählen und sie auf Seine Wiederkunft vorbereiten, wenn Er nicht als barmherziger Erlöser, sondern als gerechter Richter kommen wird. O, dieser Tag ist schrecklich. Der Tag der Gerechtigkeit ist beschlossen, der Tag des Zornes Gottes; vor ihm zittern die Engel. Künde den Seelen von dieser großen Barmherzigkeit, solange die Zeit des Erbarmens währt. Wenn du jetzt schweigst, wirst du an jenem schrecklichen Tag eine große Zahl von Seelen verantworten müssen. Fürchte nichts, bleibe treu bis zum Ende. Ich fühle mit dir (TB 635).
Das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes stand im Mittelpunkt des Lebens und der apostolischen Sendung der Schwester Faustina. Den Worten Jesu und Seiner Mutter zufolge sollte sie nicht nur selbst danach leben, es im eigenen Herzen und Tun spiegeln, sondern es auch der ganzen Welt bekanntmachen. Diese Aufgabe schien ihre Möglichkeiten zu übersteigen. Sie lebte ja im Kloster, war eine einfache Schwester, die gewöhnliche Pflichten ausführte, und hatte weder ausgiebigere Kontakte mit Menschen noch die Möglichkeit, diese Botschaft in der Welt zu verbreiten. Aber dennoch richtete Jesus diese erstaunlichen Worte an sie: Im Alten Testament habe Ich zu Meinem Volk Propheten mit Blitz und Donner gesandt. Heute sende Ich dich zu der ganzen Menschheit mit Meiner Barmherzigkeit (TB 1588). Sie glaubte aufrichtig an diese Worte, obwohl sie nicht immer wusste, wie dies geschehen würde. Sie wusste jedoch, dass die Klosterkapelle in Krakau eine Kultstätte der Barmherzigkeit Gottes werden würde. Zu Sr. Bożenna Pniewska, die bedauerte, dass die Klosterkapelle in Łagiewniki nur den Schwestern und Zöglingen zugänglich war, sagte sie: Bald wird die Zeit kommen, dass dieses Tor offen sein wird und die Menschen kommen werden, um zur Barmherzigkeit Gottes zu beten.
10. Ins Haus des barmherzigen Vaters
Die Tuberkulose, die erst in Wilna festgestellt wurde, richtete im Organismus der Schwester Faustina eine große Vernichtung an. Sie befiel nicht nur die Atemwege, sondern auch den Verdauungstrakt. Die Vorgesetzten schickten sie daher zur Kur in das Sanatorium der Städtischen Sanitäranstalten in Krakau. Zum ersten Mal fuhr sie im Dezember 1936 dorthin, und mit einer Pause über Weihnachten blieb sie dort fast vier Monate. Schon am dritten Tag ihres Aufenthalts konnte sie die Wirksamkeit des Rosenkranzgebets an die Barmherzigkeit Gottes erleben, das ihr Jesus diktiert hatte. In der Nacht wurde sie geweckt und erkannte, dass eine Seele sie um ihr Gebet bat. Als sie am nächsten Tag den Saal betrat, sah sie eine sterbende Person und erfuhr, dass die Agonie bereits nachts begonnen hatte, in der Stunde, in der sie selber geweckt worden war. In ihrer Seele vernahm sie die Stimme Jesu: Bete das Rosenkranzgebet, das Ich dich gelehrt habe (TB 810). Sie lief, um ihren Rosenkranz zu holen, kniete neben der Sterbenden nieder und begann mit der ganzen Inbrunst ihres Geistes zu beten, indem sie Jesus bat, das Versprechen zu erfüllen, das Er mit diesem Rosenkranz verbunden hatte. Plötzlich öffnete die Sterbende die Augen, sah Schwester Faustina an und starb in besonderer Ruhe. Jesus aber sprach: Jede Seele, die dieses Rosenkranzgebet betet, verteidige Ich in der Stunde des Todes wie Meine Ehre. Auch wenn andere bei einem Sterbenden so beten, erhält er den gleichen Ablass. Wenn dieses Gebet bei Sterbenden gebetet wird, besänftigt sich der Zorn Gottes und unergründliche Barmherzigkeit umfängt die Seele; die Tiefen Meiner Barmherzigkeit werden durch die schmerzhaften Leiden Meines Sohnes bewegt (TB 811).
So begann der Krankenhausdienst der Schwester Faustina an den Sterbenden. Obwohl sie selbst schwer krank war und mitunter nicht einmal an der ganzen heiligen Messe teilnehmen konnte, bemerkte sie stets diejenigen, die ihrer Hilfe bedurften. Und als ihr die Oberin im Hinblick auf ihren Gesundheitszustand verbot, die Sterbenden zu besuchen, opferte sie für sie ihre Gebete und Akte des Gehorsams auf, die – wie Jesus sie lehrte – in Seinen Augen mehr bedeuten als eigenmächtig ausgeführte große Taten. In dieser Zeit eilte sie nicht nur den Sterbenden im Sanatorium zu Hilfe, sondern dank der Gabe der Bilokation auch denjenigen, die irgendwo weit entfernt starben, außerhalb ihrer physischen Reichweite. Es kam vor, dass die sterbende Person in der zweiten oder dritten Baracke war oder mehrere Hundert Kilometer von Krakau entfernt. Dies geschah einige Male, wenn jemand aus der Verwandtschaft und Familie starb, sowie im Falle sterbender Ordensschwestern, aber auch bei Personen, die sie zu deren Lebzeiten überhaupt nicht gekannt hatte. Für den Geist gibt es keine räumliche Entfernung.
In der ersten Zeit ihres Krankenhausaufenthalts litt sie sehr darunter, dass sie fast drei Wochen lang die heilige Beichte nicht in Anspruch nehmen konnte. Heute Nachmittag kam Pater Andrasz in mein Zimmer und setzte sich, um meine Beichte zu hören – schrieb sie im Tagebuch – Er sagte anfangs kein einziges Wort. Ich freute mich außerordentlich, denn ich hatte großes Verlangen zu beichten. Wie immer, enthüllte ich meine ganze Seele. Der Pater gab mir auf jede Kleinigkeit Antwort. Ich fühlte mich glücklich, alles so aussprechen zu dürfen. Als Buße gab er mir die Litanei zum Namen Jesu auf. Als ich die Schwierigkeiten vorbringen wollte, die ich beim Beten dieser Litanei habe, stand er auf und erteilte mir die Absolution. Plötzlich ging von seiner Gestalt eine große Helligkeit aus und ich sah, dass es nicht Pater Andrasz war, sondern Jesus. Sein Gewand war weiß wie Schnee und Er entschwand sogleich. Im ersten Augenblick war ich etwas beunruhigt, doch dann kam ein eigenartiger Friede in meine Seele; ich habe bemerkt, dass Jesus die Beichte genauso abnimmt wie andere Beichtväter, doch mein Herz war während dieser Beichte von etwas Besonderem durchdrungen (TB 817).
Hand in Hand mit dem großen physichen und geistigen Leiden gingen große Gnaden einher, die Schwester Faustina vor den Menschen verbarg. Sie erzählte nur ihren Beichtvätern davon. Mitunter aber gab es einen Zeugen. Einmal fuhr ich nach Prądnik, um sie zu besuchen – erinnert sich Sr. Kajetana Bartkowiak – und klopfe an die Tür. Sie hatte stets mit „bitte” geantwortet, aber jetzt klopfe und klopfe ich und niemand bittet mich hinein. Ich denke mir, dass sie im Zimmer ist, denn sie ist krank und bettlägerig, deshalb öffnete ich die Tür und ging hinein. Ich schaue umher. Sie ist über dem Bett aufgerichtet, ihr Blick in die Ferne gerichtet, als würde sie irgendet- was sehen, ganz anders und ganz verändert. Ich blieb bei dem Schränkchen stehen, auf dem sich ein kleiner Altar befand, und wurde von Furcht erfasst. Nach einer Weile erwachte sie aber und sagte: „O, Sie sind gekommen, Schwester, gut, bitte sehr.” Die Oberin M. Irena Krzyżanowska, die davon unterrichtet worden war, verbot, darüber zu sprechen. So blieb das Geheimnis des außergewöhnlichen geistigen Lebens der Schwester Faustina gewahrt.
Der erste Abschnitt der Krankenhausbehandlung endete im März 1937. Schwester Faustina, die wieder etwas auf die Beine gekommen war, kehrte in das Kloster in Łagiewniki zurück. Aber bereits im April trat eine gesundheitliche Verschlechterung ein. Im Juli schickten ihre Vorgesetzten sie zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit in das Haus der Kongregation im Kurort Rabka Zdrój. Das raue Gebirgsklima bekam Schwester Faustina nicht gut, sie fühlte sich schlechter und musste nach dreizehn Tagen abreisen. Sie nahm jedoch die Versicherung des hl. Joseph mit, dass er sehr für dieses Werk der Barmherzigkeit sei, das ihr der Herr aufgetragen hatte. Er versprach ihr besondere Hilfe und Obhut, verlangte jedoch, dass Schwester Faustina täglich drei Gebete und einmal das „Gedenke” beten sollte, ein Gebet, das die ganze Kongregation täglich zu Ehren des hl. Josef betete. Von da an wusste Schwester Faustina, dass nicht nur die Allerheiligste Jungfrau Maria sie bei der Erfüllung ihrer Sendung unterstützte, sondern auch der heilige Josef. Eine Hilfe waren auch andere Heilige und Engel, deren Gesellschaft und Hilfe sie oftmals in spürbarer Weise erfuhr.
Nach der Rückkehr aus Rabka übernahm Schwester Faustina im Hinblick auf ihren Gesundheitszustand den Dienst an Klosterpforte, der leichter war als die Arbeit im Garten. Hier hatte sie viel Gelegenheit, verschiedenen Hilfesuchenden Barmherzigkeit zu erweisen. Es waren Arbeitslose, hungrige Kinder, Bettler … Sie bemühte sich, in jedem von ihnen Jesus selbst zu sehen und allen aus Liebe zu Ihm Gutes zu erweisen. Eines Tages kam ein armer Jüngling an die Pforte, ein abgezehrter, junger Mann in arg zerrissener Kleidung, barfuß, ohne Kopfbedeckung, durchfroren, denn der Tag war kalt und naß. Er bat um etwas warmes Essen – berichtete Schwester Faustina über dieses Ereignis – Ich ging in die Küche, aber da war nichts für die Armen. Nach einigem Suchen fand sich noch ein wenig Suppe. Die wärmte ich auf, bröckelte etwas Brot hinein und reichte sie diesem Armen, der sie aufaß. Im Augenblick, als ich ihm den Becher abnahm, gab er sich als der Herr des Himmels und der Erde zu erkennen. Als ich Ihn sah, wie Er ist, entschwand Er meinen Blicken. Zurückgekehrt in die Wohnung überlegte ich, was an der Pforte geschehen war. Da hörte ich in meiner Seele die Worte: „Meine Tochter, Mir waren die Segenswünsche der Armen zu Ohren gekommen; sie kamen von der Pforte und lobten Mich. Deine Barmherzigkeit im Rahmen des Gehorsams gefiel Mir und Ich verließ Meinen Thron, um die Frucht deiner Barmherzigkeit zu kosten” (TB 1312).
Die ersten Monate des Jahres 1938 brachten eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustands von Schwester Faustina mit sich, deshalb entschieden die Vorgesetzten, sie nach den Osterfeiertagen ein zweites Mal in das Krankenhaus in Prądnik zu schicken. Die Herz-Jesu-Schwestern, die in diesem Krankenhaus Dienst taten, bereiteten ein Einzelzimmer vor, aber am Abend teilte eine von ihnen Schwester Faustina mit, dass sie am nächsten Tag die heilige Kommunion nicht empfangen werde, weil sie zu erschöpft sei. Am Morgen hielt ich die Betrachtung – notierte Schwester Faustina im Tagebuch – und bereitete mich auf die heilige Kommunion vor, obwohl Jesus nicht zu mir kommen sollte. Als meine Sehnsucht und Liebe zur höchsten Stufe gelangten, erblickte ich plötzlich einen Seraphim an meinem Bett, der mir die hl. Kommunion mit den Worten reichte: „Siehe der Herr der Engel.” Nach dem Empfang des Herrn versenkte sich mein Geist in der Liebe Gottes und verfiel in Erstaunen. Das wiederholte sich 13 Tage lang, ohne die Sicherheit, ob er anderntags wiederkommen würde (TB 1676).
Noch fast bis Ende Juni machte sie Aufzeichnungen im Tagebuch. Sie notierte die Worte Jesu, ihre Gebete, Betrachtungen und wichtigere Ereignisse, zu denen man auch die letzten dreitägigen Exerzitien im Leben der Schwester Faustina zählen muss, die ihr Jesus selbst vor Pfingsten erteilte. Er gab ihr jeden Tag Themen zur Betrachtung, Gedanken zur Meditation und hielt Vorträge über den geistigen Kampf, über Opfer und Gebet sowie über die Barmherzigkeit. Schwester Faustina sollte über Seine Liebe zu ihr und über die Nächstenliebe nachsinnen. Unter einer solchen Führung durchdrang ihr Geist mit Leichtigkeit alle Geheimnisse des Glaubens, und ihr Herz wurde von einer lebendigen Flamme der Liebe entzündet. Zu Pfingsten erneuerte sie ihre Ordensgelübde. Ihre Seele hatte in besonderer Weise Umgang mit dem Heiligen Geist, dessen Hauch ihre Seele mit unbeschreiblicher Wonne erfüllte, und ihr Herz versank in Danksagung für diese großen Gnaden.
Diese strahlende Freude bemerkten unter anderem die Schwestern, die sie im Krankenhaus besuchten. Ich besuchte sie häufig – erinnerte sich Sr. Serafina Kukulska – und traf sie stets in heiterer, ja sogar freudiger Stimmung an, manchmal gleichsam strahlend, aber sie lüftete niemals den Schleier ihres Glücks. In Prądnik fühlte sie sich sehr glücklich und klagte niemals über ihre Leiden. Der Arzt, die Schwestern und die Kranken – alle waren sehr gut zu ihr. Schwester Felicja Żakowiecka besuchte Schwester Faustina zweimal in der Woche. Anlässlich dieser Besuche sprach sie mit Dr. Adam Sielberg über deren Gesundheitszustand. Der Arzt sagte, dass es sehr schlecht stehe. Daraufhin entgegnete Schwester Felicja: Und da erlauben Sie ihr, zur heiligen Messe zu gehen, Herr Doktor? Dr. Sielberg antwortete: Es steht sehr schlecht und der Zustand ist nicht heilbar, aber Schwester Faustina ist eine außergewöhnliche Ordensfrau, deshalb schenke ich dem keine Beachtung. Andere würden an ihrer Stelle nicht aufstehen; ich habe gesehen, wie sie sich auf dem Weg zur Kapelle an der Wand festhielt.
Der Gesundheitszustand von Schwester Faustina verschlechterte sich kontinuierlich, und das Ende ihres irdischen Lebens nahte. Da sie sich dessen bewusst war, verabschiedete sie von der Ordensgemeinschaft. Im August 1938 schrieb sie einen Brief an die Generaloberin M. Michael Moraczewska: Teuerstes Mütterchen, es kommt mir so vor, als wäre dies unser letztes Gespräch auf Erden. Ich fühle mich sehr schwach und schreibe mit zitternder Hand. Ich leide so viel, wie ich zu ertragen vermag. Jesus gibt nicht mehr auf, als man tragen kann. Wenn die Leiden groß sind, dann ist auch die Gnade Gottes mächtig. Ich bin völlig auf Gott und Seinen heiligen Willen eingestellt. Mich erfasst eine immer größere Sehnsucht nach Gott. Der Tod erschreckt mich nicht, meine Seele ist von großem Frieden erfüllt. Sie dankte für alles Gute, was sie von der Mutter Generaloberin und in der Kongregation erfahren hatte, bat um Verzeihung für Verstöße gegen die Regel und gegen die schwesterliche Liebe sowie um Gebet und Segen für die Stunde des Todes. Der Brief endete mit den Worten: Auf Wiedersehen, teuerstes Mütterchen, wir sehen uns im Himmel am Fuße von Gottes Thron. Jetzt aber möge in uns und durch uns die Barmherzigkeit Gottes gerühmt werden.
Im Krankenhaus in Prądnik sprach sie auch ein letztes Mal mit ihrem Wilnaer Seelenführer. In der ersten Septemberhälfte 1938 besuchte Prof. Michał Sopoćko seine außergewöhnliche Pönitentin und wollte noch vor ihrem Tode Anweisungen in Bezug auf das Werk der Barmherzigkeit hören, das Jesus durch sie begonnen hatte. Damals sagte ihm Schwester Faustina, dass er sich hauptsächlich darum bemühen solle, dass das Fest der Barmherzigkeit in der Kirche eingeführt werde, um die neue Kongregation solle er sich nicht allzu sehr kümmern und dass er an bestimmten Zeichen erkennen werde, wer in dieser Sache was tun sollte. Sie sagte, dass sie in Kürze sterben werde und dass alles, was sie zu übermitteln und schreiben gehabt habe, bereits erledigt sei. Nach dem Abschied von Schwester Faustina verließ er die Einzelzelle, aber unterwegs erinnerte er sich, dass er ihr das Büchlein mit den Gebeten an die Barmherzigkeit Gottes, die Jesus ihr diktiert hatte, nicht gegeben hatte. Er kehrte deshalb um, und als er die Tür ihres Zimmers öffnete, fand er Schwester Faustina über dem Bett aufgerichtet und ins Gebet versunken vor. Ihr Blick – berichtete Prof. Sopoćko – war auf einen unsichtbaren Gegenstand geheftet, die Pupillen etwas erweitert, einstweilen schenkte sie meinem Eintreten keine Beachtung, ich aber wollte sie nicht stören und beabsichtigte, mich zurückzuziehen; nach kurzer Zeit kam sie jedoch zu sich, bemerkte mich und bat um Verzeihung, dass sie mein Klopfen an der Tür nicht gehört habe. Ich händigte ihr jene Gebete aus und verabschiedete mich, sie aber sagte: „Auf Wiedersehen im Himmel.” Als ich sie dann am 26. September zum letzten Mal in Łagiewniki besuchte, wollte sie nicht mehr mit mir sprechen, vielleicht konnte sie es auch nicht mehr, denn sie sagte: „Ich bin mit dem Umgang mit dem himmlischen Vater beschäftigt.” Sie machte in der Tat den Eindruck eines überirdischen Wesens. Damals hatte ich nicht mehr den geringsten Zweifel, dass das, was in ihrem Tagebuch über die heilige Kommunion steht, die im Krankenhaus durch einen Engel gespendet wurde, der Wirklichkeit entspach.
Nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus (am 17. September 1938) wartete Schwester Faustina im Krankenzimmer des Klosters auf den Augenblick, an dem sie aus dieser Welt ins Haus des Vaters gehen würde. Die Schwestern hielten abwechselnd Wache bei ihr. Die Hausoberin M. Irena Krzyżanowska besuchte sie dort gerne und bemerkte in Schwester Faustina viel Ruhe und eine seltsame Anmut. Die Anspannung, die mit der Verwirklichung des Werkes der Barmherzigkeit verbunden war, das ihr der Herr aufgetragen hatte, wich völlig. Es wird das Fest der Barmherzigkeit geben, ich sehe es, ich will nur den Willen Gottes – sagte sie zur Oberin. Auf deren Frage, ob sie sich freue, dass sie in unserem Orden sterbe, antwortete sie: Ja. Sie werden wissen, dass die Kongregation durch mich viele Tröstungen haben wird, Mütterchen. Kurz vor dem Tod richtete sie sich im Bett auf und bat die Oberin, sich ihr zu nähern. Dann flüsterte sie: Jesus will mich erhöhen und zu einer Heiligen machen. – Ich spürte viel Ernst in ihr, das besondere Gefühl, dass Schwester Faustina diese Versicherung als Gabe der Barmherzigkeit Gottes annahm, ohne den geringsten Hochmut – erinnerte sich M. Irena.
Am Nachmittag des 5. Oktober 1938 kam P. Andrasz ins Kloster nach Łagiewniki, der Schwester Faustina zum letzten Mal die Absolution erteilte und die Krankensalbung spendete. An diesem Tag ertönte zur Zeit des Abendessens ein Glöckchen. Die Schwestern standen im Refektorium vom Tisch auf und gingen in den ersten Stock, wo Schwester Faustina in einem Einzelzimmer lag. An ihrem Bett standen der Hausgeistliche Teodor Czaputa, die Oberin Mutter Irena Krzyżanowska, und im Flur die übrigen Schwestern aus der Krakauer Ordensgemeinschaft. Es wurden gemeinsam Gebete für die Sterbenden gesprochen, nach denen Schwester Faustina zu M. Irena sagte, dass sie jetzt noch nicht sterben werde. Die Schwestern gingen zur Aben- dandacht, unter ihnen auch Sr. Eufemia Traczyńska, eine junge Schwester im Juniorat, die von Sr. Amelia Socha gehört hatte, dass, wenn überhaupt jemand, dann bestimmt Schwester Faustina eine Heilige werden würde. Sie wollte sehen, wie Heilige sterben, aber sie konnte nicht darauf rechnen, dass ihr die Oberin erlauben würde, am Bett einer tuberkulosekranken Schwester zu wachen. Daher bat sie die im Fegerfeuer leidenden Seelen, sie zu wecken, wenn der Augenblick des Sterbens kommen würde. Ich ging zur selben Zeit wie immer schlafen – erinnert sich Sr. Eufemia – und schlief sofort ein. Mit einem Mal weckt mich jemand: „Wenn Sie beim Tod von Schwester Faustina dabei sein wollen, dann stehen Sie auf, Schwester. Ich begriff sofort, dass es ein Irrtum war. Die Schwester, die gekommen war, um Sr. Amelia zu wecken, hatte die Zellen verwechselt und war zu mir gekommen. Ich weckte sofort Sr. Amelia, zog den Habit und die Haube an und lief schnell zum Krankenzimmer. Sr. Amelia folgte mir. Es war ungefähr um elf Uhr nachts. Als wir dort hinkamen, war es so, als würde Schwester Faustina leicht die Augen öffnen und ein bisschen lächeln, danach neigte sie das Haupt und dann war es soweit. Schwester Amelia sagt, dass sie wohl nicht mehr lebe, dass sie gestorben sei. Ich sah Sr. Amelia an, sagte aber nichts, wir beteten weiter. Die Sterbekerze brannte die ganze Zeit.
Die Beerdigung fand am 7. Oktober statt, am Fest der Rosenkranzmuttergottes. In die Krypta, in der der Sarg mit Schwester Faustina stand, kamen nicht nur die Schwestern, um dort zu beten, sondern auch die Zöglinge, ja sogar die Arbeiter des Vorwerks. Unter ihnen war ein gewisser Janek, von dem es hieß, dass er die Kirchengebote nicht befolge. Er stand am Sarg von Schwester Faustina und weinte, solch großen Eindruck hatte sie auf ihn gemacht, und er soll sich – wie es hieß – nach der Beerdigung bekehrt haben. Auch eine Blinde namens Jadzia, ein etwas älteres Mädchen, erzählte von ihren ungewöhnlichen Erlebnissen. Nach der Trauerfeier, die von Priester Władysław Wojtoń SI unter Mitwirkung von zwei weiteren Priestern geleitet worden war, trugen die Schwestern den Sarg mit dem Leichnam von Schwester Faustina auf ihren Schultern auf den Ordensfriedhof, der inmitten des Gartens lag.
Schwester Faustina erlangte die Fülle der Vereinigung mit Gott und stimmte ein Loblied zu Ehren Seiner unergründlichen Barmherzigkeit an. Und uns, die wir auf Erden leben, hinterließ sie das Versprechen: Dich, arme Erde, werde ich nicht vergessen, obwohl ich es spüre, dass ich sofort ganz in Gott versinken werde, im Ozean des Glück. Das wird mich jedoch nicht hindern, auf die Erde zurückzukehren, den Seelen Mut zu machen und sie zum Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes zu ermuntern. Ja, die Versenkung in Gott wird mir unbegrenzte Möglichkeiten zu Wirken geben (TB 1582).
11. „Meine Sendung endet nicht mit dem Tod
Die prophetische Sendung der Schwester Faustina wurde zu ihren Lebzeiten streng geheim gehalten. Nur Prof. Michał Sopoćko, P. Józef Andrasz und einige Vorgesetzte wussten davon. Nach ihrem Tod, als die Zeit des 2. Weltkriegs kam, enthüllte der Wilnaer Beichtvater, wer die Initiatorin des Kultes der Barmherzigkeit Gottes gewesen war, der sich immer mehr verbreitete. Nach ihm tat dies in der Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit die Generaloberin M. Michaela Moraczewska, die bei ihren Besuchen in den anderen Häusern der Kongregation von der großen Erwählung und Sendung sprach, mit der Gott Schwester Faustina beschenkt hatte. Was mir bei Schwester Faustina am meisten auffiel – schrieb sie nach deren Tod – und heute aus der zeitlichen Distanz als außergewöhnliche Erscheinung auffällt, besonders in den letzten Monaten der Krankheit, ist ihre völlige Selbstvergessenheit zu Gunsten der Verbreitung der Verehrung der Barmherzigkeit Gottes. Sie zeigte weder den geringsten Zweifel in Bezug auf die Echtheit ihrer Sendung noch Todesangst, sondern war ganz und gar vom Leitgedanken ihres Lebens erfüllt: dem Kult der Barmherzigkeit Gottes.
Die Jahre des grausamen 2. Weltkriegs waren der Verbreitung des Kultes der Barmherzigkeit Gottes förderlich, denn dieser brachte einen Licht- und Hoffnungsstrahl in das Leben der Menschen. Mit der Verbreitung des Kultes der Barmherzigkeit Gottes wuchs auch der Ruf der Heiligkeit der Schwester Faustina. Zu ihrem Grab in Krakau-Łagiewniki kamen Pilger, um durch ihre Fürsprache die ersehnten Gnaden zu erbitten. In der Klosterkapelle weihte P. Józef Andrasz das Bild des Barmherzigen Jesus, das entsprechend der Vision der Schwester Faustina gemalt worden war, und er begann feierliche Andachten zu Ehren der Barmherzigkeit Gottes zu halten, zu denen die Bewohner aus Krakau und Umgebung zusammenströmten. Auch Karol Wojtyła, ein junger Arbeiter der in der Nachbarschaft liegenden Fabrik Solvay, der schon damals mit dem Kult der Barmherzigkeit Gottes in den durch Schwester Faustina übermittelten Formen in Berührung gekommen war, betete vor diesem Bild. Als er Priester wurde, feierte er am dritten Sonntag des Monats in dieser Kapelle eine feierliche Andacht zu Ehren der Barmherzigkeit Gottes.
Als Bischof von Krakau begann er im Jahre 1965 in der Diözese den Prozess, der auf die Seligsprechung der Schwester Faustina zielte. Das war sehr mutig von ihm, weil seit 1959 eine Notifikation des Heiligen Stuhls in Kraft war, die die Verbreitung des Kultes der Barmherzigkeit Gottes in den von Schwester Faustina übermittelten Formen verbot. Diese Notifikation war infolge fehlerhafter Übersetzungen ihres Tagebuchs und der manchmal unangemessenen Abhaltung dieser Andacht herausgegeben worden. In der Zeit des Kommunismus war der Kontakt mit dem Heiligen Stuhl schwierig, und dadurch konnte man die Vorwürfe, die der Vatikan gegen die Schriften der Schwester Faustina und die Andacht erhob, nicht widerlegen. Diese Periode, die im Übrigen von Schwester Faustina vorhergesagt worden war, trug dazu bei, dass die Schriften der Apostelin der Barmherzigkeit Gottes theologisch vertieft wurden und die Praxis dieser Andacht die entsprechenden Fundamente bekam. Kardinal Karol Wojtyła, dem versichert worden war, dass eine solche Lage für einen Heiligsprechungsprozess kein Hindernis bedeute, begann diesen unverzüglich und übermittelte die Akten in dieser Sache der römischen Kurie, die weiterhin die Heldenhaftigkeit der Tugenden untersuchte und später auch das Wunder, das Maureen Digan aus den USA am Grab der Schwester Faustina erlebte.
Am Fest der Barmherzigkeit, am 18. April 1993, sprach der Heilige Vater Johannes Paul II. Schwester Faustina selig. Während seiner Homilie auf dem Petersplatz in Rom erklärte er, indem er an ihre Worte anknüpfte „Ich fühle deutlich, dass mein Auftrag mit meinem Tod nicht enden, sondern beginnen wird” (TB 281). Dann fügte er hinzu: Und so geschah es. Die Sendung der Schwester Faustina dauert an und trägt erstaunliche Früchte. In welch wundersamer Weise bahnt sich ihre Andacht an den Barmherzigen Jesus den Weg in die Welt und erobert die Herzen so vieler Menschen! Das ist zweifellos ein Zeichen der Zeit – ein Zeichen unseres 20. Jahrhunderts. Die Bilanz dieses Jahrhunderts, das dem Ende zugeht, enthält neben den Errungenschaften, die die vorherigen Epochen um ein Vielfaches überstiegen, auch eine tiefe Besorgnis um die Zukunft. Wo also, wenn nicht im Erbarmen Gottes, wird die Welt Rettung und ein Licht der Hoffnung finden? Gläubige Menschen sind sich dessen völlig bewusst!
Nachdem der Heilige Stuhl das nächste Wunder (die Heilung von Priester Ronald Pytel aus Baltimore von einer unheilbaren Herzkrankheit) untersucht hatte, zählte der Heilige Vater Johannes Paul II. Schwester Faustina zu den Heiligen der katholischen Kirche.
Die feierliche Heiligsprechung, an der viele Bischöfe, Priester, Ordensschwestern und außergewöhnlich zahlreich versammelte Pilger aus der ganzen Welt teilnahmen, fand am Fest der Barmherzigkeit Gottes, am 30. April 2000, auf dem Petersplatz in Rom statt. Dank der Direktübertragung des Fernsehens konnten die Geistlichen und Pilger, die im Heiligtum der Barmherzigkeit Gottes in Krakau-Łagiewniki versammelt waren, an dieser Feierlichkeit teilnehmen. Mehrere Jahrzehnte vorher hatte Schwester Faustina selbst diese Feier folgendermaßen beschrieben: Ich sah mich in Rom, in der Kapelle des Heiligen Vaters, und gleichzeitig war ich in unserer Kapelle. Die Feier beim Heiligen Vater und in der gesamten Kirche war eng mit unserer Kapelle verbunden, in besonderer Weise mit unserer Kongregation. Ich nahm teil an den Feierlichkeiten in Rom und bei uns. Die Kapelle war festlich geschmückt und an diesem Tag war sie allen Menschen zugänglich, für jeden, der es nur wollte. Die Menschenmenge war so groß, dass ich sie nicht überblicken konnte. Alle nahmen mit großer Freude teil an der Feier und viele erhielten, was sie ersehnt hatten. Die gleiche Feier fand in Rom statt, im herrlichen Gotteshaus. Der Heilige Vater feierte dieses Fest mit der gesamten Geistlichkeit. Plötzlich erblickte ich den heiligen Petrus. Er stand zwischen dem Altar und dem Heiligen Vater. Ich konnte nicht hören, was der heilige Petrus sagte, aber ich sah, dass der Heilige Vater seine Worte verstand (TB 1044).
Während dieser Feier, die im Jubiläumsjahr stattfand, setzte der Heilige Vater Johannes Paul II. das Fest der Barmherzigkeit für die ganze Kirche ein und übermittelte der Welt für das dritte Jahrtausend des Glaubens die prophetische Botschaft der Barmherzigkeit. Ich übergebe sie allen – sagte er – damit sie lernen, immer besser das wahre Antlitz Gottes und das wahre Antlitz der Brüder zu erkennen. Zwei Jahre später kam er bereits zum zweiten Mal als Papst in das Heiligtum in Łagiewniki, um in der von ihm geweihten neuen Basilika die ganze Welt der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen. Damals verlieh er auch dem Wunsch Ausdruck, dass die Botschaft von der erbarmenden Liebe Gottes, die hier durch Schwester Faustina verkündet wurde, alle Menschen der Erde erreichen und ihre Herzen mit Hoffnung erfüllen möge. Jene Botschaft möge, von diesem Ort ausgehend, überall in unserer geliebten Heimat und in der Welt Verbreitung finden. Möge sich die Verheißung des Herrn Jesus Christus erfüllen: Von hier wird „ein Funke hervorgehen, der die Welt auf Mein endgültiges Kommen vorbereitet” (vgl. TB 1732). Diesen Funken der Gnade Gottes müssen wir entfachen und dieses Feuer des Erbarmens an die Welt weitergeben. Im Erbarmen Gottes wird die Welt Frieden und der Mensch Glückseligkeit finden!
Heutzutage existiert wohl kein Land, in dem es kein Bild des Barmherzigen Jesus gäbe, das Fest der Barmherzigkeit hat im liturgischen Kalender der ganzen Kirche einen festen Platz, der Rosenkranz an die Barmherzigkeit Gottes wird sogar in afrikanischen Dialekten gebetet und das Gebet in dem Augenblick, als Jesus am Kreuz starb, die sog. Stunde der Barmherzigkeit, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die aus der mystischen Erfahrung und dem Charisma der Schwester Faustina entstandene Apostolische Bewegung der Barmherzigkeit Gottes, also die „Kongregation”, deren Gründung Jesus von ihr verlangte, umfasst verschiedene Kongregationen, Vereine, Bruderschaften, Apostolate sowie Menschen, die ihre Sendung individuell übernehmen. Sie bringt der Welt die Botschaft der Barmherzigkeit durch das Zeugnis des Lebens, durch Tat, Wort und Gebet. Die Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit übernahm ihre prophetische Sendung zur Gänze, und am 25. August 1995 erkannte sie sie als ihre geistige Mitgründerin an. Die Theologen, die von Schwester Faustina inspiriert wurden, vertiefen das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes, die Apostel der Barmherzigkeit Gottes lernen in ihrer Schule eine Haltung des Vertrauens zu Gott und der Barmherzigkeit gegenüber den Nächsten, Liebe zur Eucharistie und zur Kirche sowie die richtige Andacht an die Muttergottes der Barmherzigkeit. In Polen und in der ganzen Welt entstehen viele Kirchen, die der Barmherzigkeit Gottes, dem Barmherzigen Jesus oder der hl. Schwester Faustina geweiht sind. Neue Heiligtümer der Barmherzigkeit Gottes, in denen die Wahrheit von der erbarmenden Liebe Gottes zu jedem Menschen in besondere Weise verkündet wird, sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die Sendung der Schwester Faustina endete in der Tat nicht mit ihrem Tod, sondern dauert an und trägt erstaunliche Früchte.
Aus dem Buch von Sr. M. Elżbieta Siepak ISMM „Ein Geschenk Gottes an unsere Zeit”
Bearbeitet von Sr. M. Koleta Fronckowiak ISMM