Aus dem Charisma der hl. Schwester Faustina ging nicht nur eine neue Schule der Spiritualität hervor, sondern auch die Apostolische Bewegung der Barmherzigkeit Gottes, die auf verschiedene Weise ihre Sendung übernimmt, indem sie der Welt durch das Lebenszeugnis, durch Tat, Wort und Gebet die Barmherzigkeit Gottes verkündet.
Die Idee für dieses Werk wurde der Schwester Faustina in Wilna im Jahre 1935 offenbart, als Jesus ihr Seinen Wunsch übermittelte, eine solche Kongregation zu gründen, die die Gottes Barmherzigkeit in der Welt verkünden und sie für die Welt erbitten soll (TB 436). Schwester Faustina war anfangs der Meinung, dass Jesus wünsche, sie solle ihre Mutterkongregation verlassen und ein kontemplatives Kloster gründen, für das sie sogar die Zusammenfassung einer Regel schrieb. Schrittweise erkannte sie jedoch, dass diese Idee nicht darin bestand, eine neue Ordensgemeinschaft oder ein Kloster zu gründen.
Anfang 1936 schrieb sie an ihren Wilnaer Seelenführer Prof. Michał Sopoćko: Ich sehe deutlich, dass es nicht nur eine weibliche und eine männliche Ordensgemeinschaft sein wird, sondern dass es ein großer Verein von Laien sein wird, dem alle angehören können. Indem sie einander Barmherzigkeit erweisen, können sie durch die Tat an die Barmherzigkeit Gottes erinnern. Mögen Ihnen diese Gedanken nicht als Tollheit erscheinen, Pater, denn sie sind nichts als die Wahrheit, die in Kürze in die Tat umgesetzt werden wird, und selbst wenn ich niemanden hätte, der für dieses Werk wäre, würde ich mich durch nichts abschrecken lassen, denn es genügt mir, dass ich weiß, dass es der Wille Gottes ist. Sie war weiterhin der Meinung, dass es um die Stiftung eines neuen Klosters gehe. Die Verwirklichung dieser Aufgabe ging mit dem außergewöhnlich schmerzhaften Erlebnis passiver Nächte des Geistes (des Verstandes und des Willens) einher und führte Schwester Faustina zur völligen Vereinigung mit Jesus, zur sog. mystischen Verlobung und Vermählung. Danach erkannte sie eindeutig in einer mystischen Erfahrung, dass obwohl das Werk eins ist, es jedoch in drei Abstufungen besteht. Die erste bilden kontemplative Klöster, [die] abgeschieden von der Welt, als Opfer vor Gottes Thron brennen und Gottes Barmherzigkeit für die ganze Welt erbitten werden … Sie werden um Segen für die Priester bitten und durch ihr Gebet die Welt auf die endgültige Wiederkunft Jesu vorbereiten (TB 1155). Die zweite Stufe bilden tätige Ordensgemeinschaften, die das Gebet mit barmherzigen Taten verbinden und in der egoistischen Welt die erbarmende Liebe Gottes vergegenwärtigen (TB 1156). Der dritten Stufe können alle Menschen angehören, die nicht durch ein Gelübde gebunden sind und die durch Barmherzigkeit, die sie den Nächsten aus Liebe zu Jesus täglich durch Tat, Wort und Gebet erweisen, die Aufgaben dieses Werkes erfüllen. Ein Mitglied dieser Stufe – schrieb Schwester Faustina – sollte im Laufe des Tages zumindest eine Tat der Barmherzigkeit vollbringen, es können auch viele sein. Das ist für jeden leicht auszuführen (TB 1158).