In der Geschichte der Kirche und der Welt kann man verschiedene Sichtweisen der Barmherzigkeit in den interpersonalen und gesellschaftlichen Beziehungen und ihrer Praxis beobachten. Jedes der Modelle der Barmherzigkeit legt den Akzent auf einen etwas anderen Aspekt des Guten, das dem Mitmenschen erwiesen wird, aber alle ergänzen sich gegenseitig und beschreiben umfassender die Wirklichkeit, die die Barmherzigkeit in den zwischenmenschlichen Beziehungen ist. In unserer Zeit begegnen wir jedem dieser Modelle der Barmherzigkeit, die in der Geschichte der Kirche aufgetreten sind, aber auch falschen Begriffen der Barmherzigkeit, die sie mit dem Gefühl des Mitleids, der Nachsicht gegenüber dem Bösen oder dem Verzicht auf Gerechtigkeit gleichsetzen, sowie philosophischen Strömungen, die die Notwendigkeit der Barmherzigkeit überhaupt negieren. Wir sind auch Zeugen der Geburt einer neuen Schule der Barmherzigkeit, die von den Theologen als personalistisch bezeichnet wird und von der hl. Schwester Faustina und Johannes Paul II. begründet wurde. Das Kennenlernen dieser Schulen der Barmherzigkeit ermöglicht es, die Wahrheit über die christliche Barmherzigkeit zu vertiefen. Davon nämlich, wie Barmherzigkeit verstanden wird, hängt ihre Praxis ab.